100 Jahre anderes Radio

(Grafik: Redaktion "Radio Gaswurzelrevolution")

Unter dem Motto „Von Frequenzbesitzern und Frequenzbesetzern“ findet am Donnerstag, 30. November 2023 ab 19 Uhr in der Black Box im cuba (Achtermannstraße 12, Münster) eine Podiumsdiskussion über Piratensender und heutiges politisches Radio mit ehemals Aktiven von Radio Fledermaus (Münster), dem Radioforscher Jan Bönkost (Bremen), den Aktiven Jasmin von Radio Nordpol (Dortmund), Gabi Fortak vom medienforum münster e. V. und Bernd Drücke von Radio Graswurzelrevolution (Münster). Kira Sawilla von Radio Q Münster übernimmt die Moderation. Die Veranstaltung wird live auf unserem webradio münster übertragen.

Wenn Gesellschaft gerechter werden soll, muss auch die Öffentlichkeit, müssen die Medien gerechter werden. Wer spricht für wen? Worüber? Wer hört überhaupt zu und wer kann auf gleiche Weise antworten? Was könnte Rundfunk sein, was braucht es dafür und woran mangelt es? Am 29. Oktober 2023 wurde das Radio in Deutschland 100 Jahre alt. Das Jubiläum dieses alten Mediums ist Anlass, im Spannungsverhältnis von emanzipatorischem Anspruch und rauen Radiowirklichkeiten Ideen für die Zukunft auszuloten.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „100 Jahre anderes Radio“ statt. Sie wird organisiert vom Freundeskreis Freier Radios in Kooperation mit Radio Graswurzelrevolution, Antenne Antifa, Radio Q und dem medienforum münster e.V.

Stimmen zur Veranstaltung:

  • Jan Bönkost, promoviert zur Freien-Radio-Bewegung: „In der BRD gab es Anfang der 80er Jahre über 100 illegale politische Radioinitiativen. Sie sind die Vorläufer der dritten Säule des dualen Rundfunksystems: der nicht-kommerziellen Lokalradios. Das Münsteraner Radio Fledermaus war dabei wichtiger Impulsgeber für die Freie Radiobewegung. Der erste bundesweiter Zusammenschluss der noch illegalen Freien Radios hatte seinen Sitz ab 1983 in Münster.“
  • Christoph Busch, Radio Fledermaus (Münster) und einer der Initiatoren der Assoziation Freier Radios (1983-85): „Der erste Versuch in Münster lief so, dass ein Sender in eine Geldkassette gelegt wurde und nach 10 Minuten war das erste Mal die Polizei da – die Kassette damit weg. Dann gab es ein neues Konzept: Drei Sender an drei verschiedenen Standorten. Wir hatten dann längere Sendezeiten, haben schöne hochgelegene Dachböden gesucht, die Kassette liegen lassen und auch nie wieder abgeholt. Dazu waren Einblendungen ins öffentlich-rechtliche Programm ein sehr erfolgreiches Konzept. Inhaltlich ist eigentlich alles durchgegangen: Wenn du selber ein illegales Radio machst, sagst du nicht ‚wir sind aber gegen Hausbesetzungen‘.“
  • Michael Hadamczik, Radio Fledermaus (Münster) und einer der Initiatoren der Assoziation Freier Radios (1983-85): „Wir wussten damals, dass der öffentliche-rechtliche Rundfunk extrem unter Druck stand und dass die Legalisierung von kommerziellen Privatradios vor der Tür stand. Das war eine Geschichte, die uns gestunken hat. Wir haben gesagt, wenn es ein Aufbrechen dieses Monopols geben soll, dann sollen das unabhängige Freie Radios sein. […] 1981 gab es eine Hausdurchsuchung im Umweltzentrum Münster: dann haben wir einen längeren Abend im Polizeipräsidium verbracht.“
  • Armin Scholl, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Münster: „Die Diskussion darüber, was Radio auch in Zukunft sein kann, wird in Deutschland gerade so intensiv geführt, wie schon lange nicht mehr. Die bundesweite Veranstaltungsreihe 100 Jahre anderes Radio erweitert die Debatte und lässt auch in Münster über das Spannungsfeld zwischen Ansprüchen und alltäglicher Praxis bei Öffentlich-Rechtlichen und Nichtkommerziellen Lokalradios diskutieren.“
  • Alex Körner, promoviert zur Geschichte und Gegenwart Freier Radios: „Lizenziert und zum Teil finanziell gefördert von Landesmedienanstalten erfüllen Freie Radios heute von den Gesetzgebern mehr oder minder anerkannte Funktionen im bundesdeutschen Mediensystem. Diese Rahmenbedingungen des Legalen haben die Freien Radiosender verändert. Dennoch braucht es weiterhin andere Medienpraktiken – solche, die Kommunikation als Intervention in gesellschaftliche Verhältnisse begreifen.“

Weitere Informationen unter
www.graswurzel.net
https://anderesradio.de/
Jingle unter https://mp3.radiocorax.de und hier:

Sendetermin: Donnerstag, 30. November 2023 ab 19 Uhr, live in der Black Box im cuba
Moderation: Kira Sawilla (Radio Q)
Webseite: https://anderesradio.de/

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