Medien, Berufe und Cybermobbing

(Foto: Davit Berisa)

Medien-Workshop mit Juroma – Junge Roma aktiv

Kopfhörer und Mikrofon sind noch fremd – es dauert eine Weile, bis Julia, Brendi und Adam sich daran gewöhnt haben. Doch dann werden sie schnell warm mit der Technik und der besonderen Atmosphäre im Aufnahmestudio des medienforum münster. Und erzählen Geschichten: Vom Nachbarn zum Beispiel, der hinter seinem Hund her rennt, dabei ein höchst groteskes Bild abgibt und sich später auf Facebook und Youtube wiederfindet, weil jemand die Szene gefilmt und ins Netz gestellt hat. Tatsächlich geschehen – Cybermobbing vom Feinsten. „Was denkst Du darüber?“ fragt Moderatorin Julia. „Das ist nicht Ordnung“, sagt Adam ins Mikrofon. „Manche Leute trauen sich dann gar nicht mehr raus, es belastet sie so sehr, dass sie richtig krank werden.“

Das Thema „Cybermobbing“ war ein Teil des Workshops im Rahmen des bundesweiten Projekts Juroma – Junge Roma aktiv der Otto Benecke Stiftung ; Projekt-Partner sind verschiedene Roma-Organisationen, u. a. der Verein Amaro Drom. Jugendliche im Alter zwischen 12 und 20 näherten sich im Workshop unter Anleitung von Lehrer Achim Lüken dem Thema Cybermobbing in Diskussionen und Rollenspielen. Die meisten fanden es wichtig, dass es Pädagogen und andere Fachleute gibt, die junge Leute auf die Vorteile und Gefahren von Youtube, Facebook, WhatsApp vorbereiten.

Weiteres Workshop-Thema war die Berufsfindung. Einige Jugendliche interessierten sich für Tanz, Musik und Gesang, andere für handwerkliche und kaufmännische Berufe. Zu den Zielen des insgesamt zweijährigen Projekts Juroma gehört, junge Roma an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf zu unterstützen. Dabei sollen Multiplikatoren und Mentoren aus der Roma-Community helfen, auch durch das Vorbild des eigenen Lebenslaufs. Einer der Multiplikatoren ist Davit Berisa, ehemals selbst Radio-Redakteur, der Aktivitäten vor Ort koordiniert und auch dieses Angebot organisiert hatte.

Exemplarisch wurden in dem Workshop verschiedene Berufsbilder vorgestellt. Was gibt es, was ist möglich, was lässt sich mal ausprobieren? „Reporterin“ zum Beispiel: Zusammen mit der Journalistin und Medientrainerin Sylvia Gräber und Medientrainerin Gabi Fortak bereiteten die Mädchen und Jungen eine Umfrage zum Thema „Traumberufe“ vor und wollten von Passanten in Münsters Innenstadt wissen, was früher mal ihre Wünsche waren und was davon Realität wurde. Freundlich und verbindlich auf Leute zugehen, präzise Fragen stellen und gleichzeitig das Aufnahmegerät richtig bedienen – „das ist gar nicht so einfach“, stellten sie fest. Und auch die Studiotechnik hat es in sich. Musik einspielen, ausblenden, Mikrofone aufziehen, Zeichen geben, richtig aussteuern, speichern… „Das ist ganz schön viel!“

Aber: Jungs wie Mädchen setzten sich ans Mischpult und ließen sich von den vielen Reglern und technischen Details nicht abschrecken. Husnije etwa, die sich beruflich für Hauswirtschaft oder Einzelhandel interessiert, war überrascht, wie gut ihr das von der Hand ging. Und dann war bei allem auch noch Teamgeist gefragt. Fazit: „Der Medien-Workshop mit Theorie und Praxis passt genau in unser Konzept, Jugendliche in ihren persönlichen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen zu stärken und berufliche Möglichkeiten aufzuzeigen“, so Davit Berisa vom Projekt-Team Juroma.

Ein Ausschnitt der Studio-Talkrunde zum Thema “Cybermobbing”, in dem Adam von dem oben beschriebenen Vorfall erzählt:

Autor
Kategorien ,

← Älter Neuer →