Text und Fotos von Alina Köttgen .....

Jubiläum im Loire-Tal

DFGPfingstreise1Wenn AFA Orléans ihr 30-Jähriges feiert, muss DFG Münster unbedingt dabei sein! Das ist das Motto unserer 5-tägigen Pfingstreise nach Orleans. Die Anreise fällt unerwartet laaang au, gegen fünf Uhr morgens falle ich ins Bett.

Der sonnige Morgen lässt Erinnerungen ans nächtliche Abenteuer einfach nicht zu. Im Reiseprogramm steht für jetzt: Orléans auf eingene Faust entdecken - Nichts wie los! Kastanienbäume des Kirchenplatzes am Hotel sehen fast weihnachtlich aus mit ihren Blütenleuchtern. Ohne ans Frühstück zu denken, renne ich durch die Altstadt, bis hin zu der Loire, die ich noch nie so wassermächtig erlebt hatte.

Jackotel1

 

 

 

 

 

 

Über 10 Jahre war ich nicht mehr hier und staune nun, wie gepflegt die pittoresken Gassen sind. Ein älterer Mann sieht mich beim Fotografieren und eilt mit Erklärungen zur Geschichte der Gebäude seines Viertels. Die Stadt erwacht gerade und viele Orleaneser machen sich auf, um in der Markthalle an der Loire fürs Wochenende einzukaufen. Ich mache die Tour über die tolle étage gourmet und absolviere einen opulenten Brunch. Danach flaniere ich über die arkadengesäumte Rue Royal bis zu dem noch mehr noblen Place Martroi mit Jeanne-D'Arc zu Pferde. Danach folge ich der Paradestraße bis zur Katedrale und entdecke unterwegs, dass Orléans in puncto öffentliche Leihräder unser Münster längst überholt hat.

histRathausHotelGroslot1

 

 

 

 

 

 

In der Nähe der Katedrale beginnt unser offizielles Programm für heute. Wir werden in den Festräumen des historischen Rathauses Hôtel Groslot von den Vertretern der Stadt Orléans empfangen. (Hier gibts einen Seitenblick zum späteren Pressebericht darüber in der WN.) Zum Schluss gibt es natürlich das traditionelle Gruppenfoto vor der schmucken Fassade und mit der Jeanne-d'Arc-Statue.

Danach schnell ins Hotel laufen und umziehen, denn um halb drei starten wir mit dem Bus aufs Land: Châteaudun.

Chateaudun1

Das Wetter hat sich inzwischen verfinstert und liefert eine passende Kulisse zu einem verstorbenen Bauwerk, in dem jetzt nur noch kalter Wind haust. Die Geschichte im Loiretal hat wohl zu viele Schlösser hinterlassen, um sie alle am Leben zu halten. In einem verdunkelten Saal werden riesige Wandteppiche mit biblischen Szenen gezeigt - auf ihrem Weg in die Farblosigkeit. Der einzige Charme des traurigen Schlosses ist der Ausblick ins Tal. Danach suche ich noch mit Barbara den von ihrer Gastgeberin empfohlenen Garten der Temperamente, der eine historische Hof-Apotheke darstellt. Die Zeit reicht noch für einen kleinen Rundgang durch das Städtchen und eine Tasse Kaffee in einer Bäckerei am Marktplatz - die hausgemachten Verführungen hellen unseren Geist deutlich auf.

Anschließend eilen wir zum Bus, denn nun kehren wir zurück nach Orléans, um den Anlass unserer Reise zu feiern.

DieAFAVorsitzenden1

Der AFA ist es gelungen, für die Festlichkeit einen wunderschönen Saal in Ingré auszumachen. Die Begegnung beginnt mit kurzen Ansprachen der für Städtepartnerschaft zuständigen Stadtverteter - wenn ich das richtig erahnt habe, denn mein Französisch reicht nicht so hoch. Anschließend wird das Mikro an die AFA-Gründerin Annick gereicht, die aus dem Handgelenk über ihre 10 Jahre der Vereinsführung als Présidente erzählt. Ihren Schilderungen konnten alle Gäste aus Deutschland gut folgen. Über die weiteren 10 Jahre erzählt dann Karin, die das Zepter der Présidente von Annick übernommen hat. Das letzte Jahrzehnt gehört Danièle, die sich aus Zeitgründen nur auf die Entwicklung der Kontakte zwischen Orléans und Münster beschränkt. Um bei der Fülle, die zu berichten ist, niemanden zu vergessen, wurde alles schön gelistet. Da geht es um Erinnerungen, die vielen von uns noch sehr lebendig sind. Wer darin blättern möchte, dem sei die Lektüre der Rede von Danièle empfohlen.

Die DFG hat natürlich an ein Geschenk für das Geburtstagskind gedacht - Inge und Christian überreichen AFA einen großen Picknickkorb und zwei Bierfässern. Damit endet der offizielle Teil des Abends und die Gesellschaft wird ans Buffet geladen.

FestessenUnterhaltung1 Danach betritt ein indischer Magier die Bühne des Geschehens. Nach der Nummer mit einer mehrfach zerschnittenen Schnur, die in seiner Faust immer wieder zusammenwächst, verkettet er große Metallringe. Dazu hat er unsere Frauke als Helferin aus dem Publikum auserkoren und sie - mit ihrer ernst gemütlichen Art, dem Wunder auf die Nieren zu klopfen - klaut ihm ein wenig die Show. Mechtild muss dabei als Dolmetscherin einspringen.

Zum Schluss lauschen wir längere Zeit der vertrauten Stimme im Konzert des Duo Val'n'Tin. Valérie Jammes am Mikrofon und Martin Weyer-von Schoultz am Keyboard begleiten schon seit Jahren die Geschicke sowohl von DFG als auch AFA.

Unsere zweite Nacht fällt erneut kurz aus und ich höre niemanden darüber klagen, obwohl morgen ein langer Reisetag ansteht.

* * * * *

StartnachSancerre1

Die Stille der Rue de Bourgogne zeigt klar: Orléans schläft am Sonntag aus. Nur ich durchstreife das Zentrum der Stadt und nutze das optimale Wetter zum Fotografieren, bevor ich zum Treffpunkt am Theater eile. Unser Busfahrer - der durch Ortansässige navigiert wird, denen die Maße eines Busses nicht bewusst sind - muss mehrfach durch so schmale Häuserschluchten hindurch, dass manche Businsaßen am liebsten zu Fuß gehen würden. Sie haben aber keine Chance auszusteigen, denn zwischen Bus und Mauerwerk passt nicht mal eine Hand- siehe letztes Foto. Unser Busfahrer erweist sich immer wieder als noch größerer Magier als der Inder von gestern Abend.

Unsere Suche gilt einem Winzerhof bei Sancerre, denn heute steht ja eine Weinprobe an. abeimWinzer1

Erst zeigt uns der Winzer die Edelstahlkessel und die vollautomatische Maschine zum Flaschenfüllen. Die Anlagen wirken modern und hygienisch, aber irgendwie nüchtern. Dann kommt doch noch der romantische Blick in den Keller mit kleinen Holzfässern. Und zum Schluss natürlich das Kosten der edlen Tropfen. Ich kaufe 3 Flaschen des goldprämierten Weißen und eine Flasche Roten. Andere stappeln 6-er-Kartons im Kofferraum des Busses.

Ausgesprochen gut gelaunt fahren wir nach Sancerre, wo uns eine Stadtführerin durch den Ort führen soll. Die Weite des Tals unterhalb des Ortes kontrastiert die Enge der pittoresken Straßen im Ort auf dem Berg.

Sancerre1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich bekomme nicht viel von der Stadtführung mit, weil ich die Gruppe bei einem Seitenblick verliere. Den überschauberen Ort erkunde ich also auf eigene Faust, knipse viele Fotos und tröste mich mit einem Milchkaffee und Leckereien vom Bäcker. Viel Zeit haben wir hier nicht; in einer Stunde sollen wir zu einer Käserei fahren.

ChevreriedelaTour1

La Chevrerie de la Tour erreichen wir schnell - sie liegt nur 12 km entfent von Sancerre. Der erste Blick gilt den 'süßen' Ziegen im Stall, die offensichtlich gewohnt sind von Besuchern gehätschelt zu werden. Der Bauer antwortet geduldig auf unsere Fragen und führt uns anschließend in seinen Hofladen, wo die berühmten 'KäseKöttel' probiert und natürlich gekauft werden können. Zum Schluss werden viele Käsepäckchen zwischen Weinflaschen im Buskofferraum deponiert.

Nun geht es zurück nach Sancerre. Wir haben Freigang in dem gemütlichen Städtchen!

FreiganginSancerre1

Ich ziehe mit Barbara und hole mit ihrer Hilfe die vormittags verpasste Stadtführung nach. Danach klettern wir 570 Stufen auf den massiven Turm und werden durch das Panorama auf die Stadt und das Tal belohnt. Zum Schluss wollen wir uns was im Café des Arts auf dem Markplatz gönnen. Dort begegnen wir einer Kellnerin, die einem Gast ein Glas Wasser auf die Hose schüttet und dies seelenruhig kommmentiert: Ist ja nur Wasser. Wird schon trocknen. - Heutige Sonne bringt grad mal 14 Grad. Eine anschließende Entdeckung hellte uns dann auf: Das wohl kleinste und vor allem niedrigste Toilettenhäuschen Europas - eine echte Herausforderung für seine Besucher.

Lachend ziehen wir zum Restaurant Le Rempart hinunter. Aus allen Richtungen strömmen alle anderen hinzu. Zeit fürs Abendessen!

AbendesseninSanserre

Eigentlich wurde alles Relevante auf dem schwarzen Tischset gesagt. Der Abend war reinster Genuss, sowohl kulinarisch als auch was die Stimmung angeht. Ich werde nie vergessen, wie viel Leidenschaft, Abneigung und kindlichen Protests in zwei kleinen Silben zum Ausdruck gekommen waren, als Armelle durch den verzweifelt suchenden Kellner gefragt wurde: Das vegetarische Gericht für Sie? - MAIS NON! Alle zehn am Tisch lachten Tränen, einschließlich Vegetarierin Silke, für die der Teller bestimmt war. Ich lache später auch immer neu, wenn mir diese Silben während der nächtlichen Rückfahrt im Bus wieder einfallen.

zur zweiten Seite des Reiseberichts

 

 

.