Bericht von Kathrin JacobLorettemroterJacke

Figur & Ornament

 

Führung durch die Matisse- Ausstellung am 19.01.2014

 

Hier meldet sich ein Kunstbanause aus dem Picasso-Museum. Ich wurde auserkoren, ein paar Eindrücke unserer Führung durch die Matisse –Ausstellung wiederzugeben. …Ausgerechnet ich, beschränkt sich meine Betrachtung von Kunstwerken doch in der Regel auf drei Kriterien: „schön“, „nicht schön“, „nicht schön, aber irgendwie interessant“. Also,… wer hier nun eine kunsthistorisch wertvolle Diskussion des Gesehenen erwartet, der sollte sich spätestens jetzt besser mit wikipedia verlinken!

Das Erste, was wir bei unserer Führung durch die Matisse-Ausstellung lernten, war: Eltern haben nicht immer Recht! Herr Matisse Senior gedachte nämlich, dass sein Sohn Henri ein großer Jurist werde. Fehlanzeige! Der Blinddarm kam Henri Matisse zur Hilfe, terrorisierte den unglücklichen Jurastudenten derartig, dass dieser ein Jahr außer Gefecht war. Na und was macht man, wenn man ein Jahr mehr oder weniger im Bett liegt? Man zeichnet und malt. Und was machte ein Henri Matisse, als er wieder gesund wurde: Er zeichnete und malte weiter! Er schmiss sein Jurastudium und schrieb sich in der Académie Julian, später auch in die École des Arts décoratifs (Kunstgewerbeschule) ein. Die Aufnahme in die legendäre École des Beaux-Arts blieb ihm jedoch zunächst verwehrt.

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Was die Eltern von Henri Matisse von den Ideen ihres Sohnes hielten, muss hier wohl nicht näher erläutert werden. Doch was lehrt uns die Geschichte: Brüche im Lebenslauf können Großes hervorbringe. Und… man sollte seinen Kindern vertrauen! Auch wenn es für Henri Matisse zunächst wenig glanzvoll weiterging. Schwere finanzielle Sorgen quälten ihn und belasteten die im Jahr 1898 eingegangene Ehe mit Amélie Noellie Parayre. Immer wieder musste das junge Paar die drei Kinder den Großeltern überlassen und sich von diesen finanzieren lassen.

Das Jahr 1902 brachte die Wende. Henri Matisse nahm an einer Gemeinschaftsausstellung der neu gegründeten Galerie B. Weill teil. Berthe Weill war die erste Galeristin, die Arbeiten von Matisse verkaufte. Eine erste Einzelausstellung seiner Arbeiten fand 1904 bei dem französischen Kunsthändler Ambroise Vollard statt.

Und was macht man, wenn man zu Geld kommt? Man geht auf Reisen! Henri Matisse zog es 1906 nach Nordafrika. Er war fasziniert von dem Licht und den Farben des Maghreb, den exotischen Impressionen, den orientalischen Stoffen, Keramiken, Teppichen, Wandmalereien. Zurück in Frankreich widmete er sich in der so genannten „Nizza-Periode“ dem Orient.

Die Odaliske (osmanisch= Gemach, Zimmer) wurde sein beliebtestes Kunstobjekt. Odalisken waren die Haremsdienerinnen im Dienst des Sultans oder anderer hochgestellter Personen im Osmanischen Reiches. Zumeist wurden sie aus Georgien verschleppt und hatten eine helle Hautfarbe.

OdaliskebeiMatisse1Na, und um mit der Abbildung jener „Nackedeis“ nicht die Sittenwächter jener Zeit auf den Plan zu rufen, malte man die Odalisken in Europa stets unschuldig schlafend. Nicht so Matisse. Er brach das Tabu und bildete sie mitunter auch den Betrachter anschauend ab. Das brachte ihm sicherlich nicht nur Freunde ein.

Präsentiert werden die Odalisken in der Ausstellung im Picasso-Museum sowohl als farbenprächtige Malerei als auch als Graphik und Kreidezeichnung. Auch aus dem Orient mitgebrachte Stoffe, die Matisse als Vorlage dienten, sind zu bewundern. Ebenfalls in der „Nizza-Periode“ setzte Henri Matisse auch immer wieder seine eigene Frau ins Bild: in ihrem Haus in Südfrankreich, lesend, stets umrahmt von orientalischen Mustern in den Tapeten, Vorhängen…

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Abschließend bestaunten wir die Scherenschnitte des Buchwerkes „Jazz“, das 1947 entstanden ist-… wiederum aus der Not heraus. Denn Henri Matisse war in dieser Zeit zu krank, um sich der Malerei zu widmen. Die Scherenschnitte konnte er auch im Bett liegend anfertigen. Das Buch „Jazz“ besteht aus zwanzig Illustrationen sowie aus Texten von Henri Matisse.

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Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Pohlmann für diese hervorragende Führung, die selbst „kunsthistorische Grünohren“ wie mich in den Bann zog. Herr Dr. Pohlmann, Sie ließen vor unseren Augen einen lebendigen Film entstehen, spannend, ohne jegliche Länge! Gerne kommen wir wieder ins Picasso-Museum und lassen uns von Ihnen die Kunstwelt erklären!

 

 

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