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ZeitzeugInnengespräche - Wider das Vergessen

Willy Schmidt

Willy SchmidtWilly Schmidt

Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling des KZ Buchenwald

Willy Schmidt, geboren am 26. Juli 1911 in Duisburg, gelernter Setzer und Drucker, Gewerkschaftsmitglied seit 1925.

Jugendleiter der Buchdruckergewerkschaft in Duisburg, Delegierter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), der Jugendorganisation der SPD, der Jungsozialisten und der SPD.

Die Zustimmung der SPD-Führung zur Aufrüstung - der Panzerkreuzerbau -, die Tolerierung der Notverordnungsdiktatur Brünings, die Einengung des Selbstbestimmungsrechts der SAJ und der Jungsozialisten, die Proklamation des Reichstagsabgeordneten und Wirtschaftsideologen Tarnow auf dem Leipziger Parteitag 1931, "Arzt am Krankenbett des Kapitalismus" zu sein, veranlassten ihn, in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) einzutreten. Er war nun aktiv für den KJVD und die KPD tätig.

Wir trauern um Willy Schmidt

Willy SchmidtAm 21. September 2003 verstarb im Alter von 92 Jahren in Köln der antifaschistische Widerstandskämpfer und ehemalige Häftling der KZ Lichtenburg und Buchenwald - Willy Schmidt.

Er war Mitbegründer der VVN-BdA, langjähriger Gewerkschaftsfunktionär und Mitglied der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora. Willy Schmidt prägte im Sinne seiner antifaschistische Haltung die Politik in der Bundesrepublik Deutschland aktiv mit.

Nachruf der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V.

Nachruf "Ein Urgestein" von Christoph Leclaire, VVN-BdA Münster

Kondolenzbuch

Nach dem faktischen Verbot der KPD arbeitete er illegal weiter, erst als Kurier und Quartiermacher der Bezirksleitung Ruhrgebiet, dann als Kassierer und Organisationsleiter; nach der Verhaftung des politischen Leiters, seines Freundes August Stötzel, als politischer Leiter bis zum Eintreffen des neuen politischen Leiters, Oswald Rentzsch.

Am 14. März 1934 wurde Willy Schmidt verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haft im Zuchthaus kam er in das KZ Lichtenburg und schließlich in das neu errichtete KZ Buchenwald. In Buchenwald war er vom Aufbau des Lagers im Juli 1937 bis zu der Selbstbefreiung der Häftlinge am 11. April 1945. Er gehörte der politischen und militärischen Widerstandsorganisation im Lager an. Häftlingslagerfunktionen hatte er verschiedene. Die letzten zwei Jahre war er stellvertretender Häftlingslagerschutzkapo.

Nach der Selbstbefreiung ging er nach Duisburg zurück und baute dort die Gewerkschaft mit auf. Er war ein Jahr Parteisekretär der KPD und Mitglied des Entnazifizierungsausschusses in Duisburg. Ab 1. März 1946 war er Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Metall (IGM), von 1954 bis Februar 1958 der Bezirksleitung Köln der IGM und von März 1958 bis 1977 Vorstandssekretär der IGM in Frankfurt. Seit 1952 ist er Mitglied der SPD.

Er war Vorsitzender des Seniorenausschusses des DGB Frankfurt sowie der IG Metall Frankfurt und dort aktiv in der Bildungsarbeit tätig. Darüber hinaus ist er Mitglied des Landesseniorenarbeitskreises des DGB-Landesbezirks Hessen, Delegierter der Vertreterversammlung der Verwaltungsstelle der IG Metall Frankfurt, Mitglied des DGB-Kreisvorstandes Frankfurt, Mitglied der Leitung der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora der BRD und Mitglied des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald-Dora und Kommandos.

Willy Schmidt starb am 21. September 2003 in Köln.

Ein Urgestein

Als junger Gewerkschafter beteiligte sich Willy Schmidt am illegalen kommunistischen Widerstand gegen den deutschen Faschismus. Dafür musste er 10 Jahre seines Lebens in nationalsozialistischen Gefängnissen und Konzentrationslagern verbringen. Er war einer der wenigen Häftlinge, die das KZ Buchenwald vom Aufbau im Juni 1937 bis zu dessen Ende im April 1945 erlebten bzw. überlebten. An der Selbstbefreiung der Häftlinge war er maßgeblich beteiligt.

Im Oktober 1996 kam er im Rahmen unserer "ZeitzeugInnengespräche - Wider das Vergessen" nach Münster und berichtete vielen jungen Menschen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Die große Menschlichkeit und Solidarität unter den Häftlingen, die er neben der Gewalt und dem Terror im Konzentrationslager kennen gelernt hatte, standen dabei für ihn im Vordergrund und prägten ihn Zeit seines Lebens. Es war für alle eine beeindruckende Begegnung!

Aus meiner ersten Begegnung mit Willy Schmidt entwickelte sich eine freundschaftliche Verbundenheit und eine gemeinsame antifaschistische Arbeit in der Lagergemeinschaft Buchenwald. Die Zusammenarbeit, die Begegnungen und vielen Gespräche mit ihm waren bzw. sind für mich persönlich sehr wertvoll.

Wir haben mit Willy Schmidt einen kämpferischen und herzlichen Menschen verloren, der die Dinge mit direkten und manchmal unverblümten Worten auf den Punkt bringen konnte! Er war ein Gewerkschafter mit Leib und Seele - ein gewerkschaftliches Urgestein! Wir werden ihn nie vergessen und seine Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Kampf gegen den Faschismus den uns nachfolgenden Generationen - im Sinne des Schwurs von Buchenwald - weitergeben!

Christoph Leclaire - VVN/BdA Münster