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Eine Zeit des Lächelns und des dankbaren Miteinanders

Unser Ferienlager aus der Sicht einer rumänischen Schülerin

Einleitung: Unsere bunte Ferienlagergemeinschaft


Ines Knebel aus Călan, die in Cluj-Napoca die 9. Klasse des Gymnasiums besucht, gehörte im vergangenen Sommer zu den einheimischen Jugendlichen, die – nun schon seit einigen Jahren – als freiwillige Helfer unser Ferienlagerprojekt mit behinderten und nichtbehinderten Heimkindern unterstützen und bereichern. Nicht nur Ines war zum ersten Mal mit uns, auch neue Kinder kamen hinzu, z.B. drei kleine Brüder, die erst 3, 5 und 6 Jahre alt waren. Dagegen sind manche unserer großen Heimkinder schon 15 bis 17 Jahre alt und damit teilweise älter als ihre neue „Betreuerin“ Ines. Zu den „Großen“ zählt beispielsweise Traian, der von Geburt an blind ist, aber an all unseren Aktivitäten mit Begeisterung teilnimmt, selbst wenn es sich um das Herstellen von Fotokalendern oder um den Besuch des kleinen Museums für siebenbürgische Volkskunst im Ort handelt.

Auch drei „alte Hasen“ fuhren wieder mit ins Ferienlager, für die wir – und sie für uns – ein Stück Familie geworden sind, weil sie seit 2002 jedes Jahr mit dabei sind. Inzwischen sind Bobi, Ghiţă und Dani längst junge Männer, aber nur einer von ihnen hat die Möglichkeit, als Hilfsarbeiter selbständig zu leben, die anderen beiden sind in einem Erwachsenenheim untergebracht mit wenig Perspektive. Unsere Freundschaft und langjährige Beziehung zu ihnen ist etwas Wundervolles, und sie genießen den vertrauten Sommerurlaub mit uns und den Kindern. Wir möchten sie gern dauerhaft unterstützen und über eine Zukunftsperspektive für sie und eventuell noch andere großgewordene ehemalige Heimkinder nachdenken.

Deshalb sind wir dankbar, dass wir Silviu aus Sibiu für diese Projektidee quasi als einheimischen Koordinator gewinnen konnten, der uns bereits als Schüler, nun als junger Student bei der Durchführung unserer Ferienlager immer tatkräftig zur Seite stand – auch dieses Jahr wieder, gemeinsam mit Ines.


3_Silviu.JPG 5_Seilkletterer.JPG Silviu ist zumal der älteste Sohn einer unserer rumänischen Patenfamilien, umso mehr freut es uns, dass er im diesjährigen Ferienlager von sich aus vorgeschlagen hat, die drei jeden Monat einmal zu besuchen, zu schauen, wie es ihnen geht und was sie brauchen, vielleicht etwas Schönes mit ihnen zu unternehmen, sie bei Behördengängen zu begleiten oder notwendige Kleidungsstücke u.ä. mit ihnen einzukaufen. Möglicherweise kann daraus ein ganz neues Projekt: „Lebenshilfe für ehemalige Heimkinder“ erwachsen, zunächst aber freuen sich Bobi, Ghiţă und Dani riesig über diesen regelmäßigen Kontakt mit Silviu und eine kleine finanzielle Unterstützung jeden Monat.

Fragen an Ines Knebel, Teilnehmerin des Ferienlagers

Was war dein Gesamteindruck vom Ferienlager?

„Es war das erste Mal, dass ich mit ins Ferienlager gekommen bin, und es hat mir viel Spaß gemacht. Ich fühlte mich richtig wohl und entspannt, aber gleichzeitig auch gebraucht. Ich hatte den Eindruck, gebraucht zu werden, weil die Kinder immer gelächelt haben, und das Lächeln sagte mir: ‚Danke, dass du da bist und dass wir uns zusammen wohl fühlen!‘“

Was war neu für dich?

„Ich konnte meine Beziehungen zu Kindern verbessern, und auch generell habe ich viele Erfahrungen im gegenseitigen Umgang gesammelt, weil so viele Aktivitäten in der Gemeinschaft stattfanden.“

Was fandest du lustig und schön?

„Mein Lieblingsspiel war das Federballspielen, und es hat mir Freude bereitet, es den ‚Kleinen‘ beizubringen. Jeden Tag schien die Sonne, es waren tolle, kuschelige, wunderbare Sommertage. Ich bin nicht sonderlich sportlich, aber auch das Fußballspielen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das Beste war, dass wir auf der Wiese gespielt haben. Wenn jemand ausrutschte, konnte man nie genau wissen, ob ins Gras oder auf einen Kuhfladen. Manche spielten ja auch barfuß.“
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Was hat dich beeindruckt?

„Ich habe oft darüber nachdenken müssen, wie einfach man etwas Gutes für jemanden tun kann.“

Was war traurig für dich?

„Ich fand traurig, wie sehr die Kinder bedrückt waren, als wir wieder nach Hause fuhren.“

Fazit: Ein Ferienlager ist schnell vorbei und trotzdem nachhaltig

Ines fiel auf, dass die Kinder und Jugendlichen sehr viel und oft lächelten und damit auch Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit zum Ausdruck brachten. Und das ist nicht wenig. Was an diesen Tagen voller Lachen, Freude, Spaß und Abwechslung im Ferienlager vermittelt wird, wirkt positiv in den Heimalltag der Kinder und Jugendlichen hinein.
Ebenso kann das soziale Engagement von Ines aus Călan und Silviu aus Sibiu, aber auch anderer junger Menschen aus Rumänien, die sich bereits an unseren integrativen Kinder- und Jugendfreizeiten beteiligten, langfristig positive Impulse für die Entwicklung der rumänischen Gesellschaft setzen.

Bettina Rost