Ein Ausflug, ein Sportnachmittag und viele Kinder

Renata ist 26 Jahre alt. Sie arbeitet als Lehrerin für Sport und Deutsch an einer Grundschule in Prag. Im Sommer 2010 hat Renata uns zum zweiten Mal ins Ferien­lager nach Seliștat/Seligstadt begleitet. Auf unserer Fahrt von Dresden nach Rumä­nien freuen wir uns, dass Renata dann bei einer kleinen Pause in Prag zusteigt. Sie ist immer gut gelaunt, hilfsbereit und voller Energie. Dass sie sportlich ist und ihr Deutsch ausgezeichnet, verrät uns ihr Beruf sowieso. Renata hat sich die Zeit ge­nommen, ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Ferienlager im Sommer 2010 für uns alle aufzuschreiben.

RenataFlorin Die Tatsache, dass ich auch im Sommer 2010 „ein Bestandteil“ des Ferienlagers in Seliștat war, bereitete mir große Freude. Ich nahm diesmal an allen Vorbereitungen teil. Einkaufen, Planen des Programms, Besuche der beiden Kinderheime und letzt­endlich das Abholen der Kinder und die Fahrt nach Seliștat. Worauf ich mich nicht genügend vorbereitet hatte, war die große Hitze bei der Hinfahrt. Diesmal war es kaum zum Aushalten. Die folgenden Tage im Ferienlager herrschte hingegen ein mil­de­res Wetter, zwei Tage regnete es dieses Jahr sogar.

 Nicht nur das Wetter, das ganze Ferienlager stand für mich im Zeichen ruhiger und milder, aber umso eindrucksvollerer Ereignisse. Ich kam mir noch schneller vertraut mit den Kindern und den anderen Erwachsenen vor als beim letzten Mal. Das Zusam­menleben im Lager war von Anfang an so natürlich und spontan, dass ich wieder alles andere in der Welt vergaß. Ich konnte jeden einzelnen Augenblick eines Spiels, einer Aktivität, einfach die Gegenwart völlig genießen. Die Freude der Kinder an jeder Kleinigkeit steckte auch mich an.
Staffel1
Das Programm war dieses Jahr sehr reich und bunt. Viele Aktivitäten waren neu für mich, und ich war froh, an den Spielen beteiligt zu sein. Es ist recht hier zu sagen, dass die Mitarbeit der Erwachse­nen an dem Programm perfekt war! Der Hit der Sai­son wurde die Fahrt mit der Kut­sche. Zwei Jungen aus dem Dorf fuhren mehrmals während der Woche die Kinder durchs Dorf und zu­rück. Für mich war es ohne Zwei­fel eine Adrenalinangelegen­heit. Das Leben eines Dorfbewoh­ners spürte ich für ein paar Minu­ten buchstäblich haut­nah, so dass ich nach der Fahrt unter die Du­sche ge­hen musste.

 Die meisten Jungen, die ich vom letzten Jahr kannte, sind sehr groß geworden, und manche konnte ich kaum am Aussehen und auch am Charakter wiedererkennen. Sie haben sich im Verhalten und Handeln sehr positiv verändert. Noch intensiver halfen sie bei Essensvorbereitungen und anderen Gelegenheiten, auch untereinander, wenn es notwendig war. Es waren lauter nette Überraschungen, die ich beobachten konnte. Es gelang mir zum Beispiel, ein paar Jungen zu werben, die einen Morgen- und Abendsport mitmachten. Das hieß, eine oder mehrere Runden um das Dorf zu laufen.
Kutschfahrt
Damit endete mein Sportengagement aber nicht. Für einen Nachmittag orga­ni­sierte ich mit Hilfe anderer Kollegen eine Art Staffellauf innerhalb unseres Gelän­des mit sechs verschiedenen Stationen. In je­dem Team waren ein Erwachsener und drei Kinder. Am Abend gab es eine Sie­gerehrung. Ich wünsche mir sehr, dass so eine Sportaktion zur Tradition wird. Auch sonst war ich immer bereit, den einzelnen Sportwünschen der Kinder nachzukom­men. Wenn jemand eine Pause zwischen künstlerischen Aktivitä­ten machen wollte, kam er einfach zu mir, und wir gingen et­was spielen. Dieses Jahr war die Nummer Eins das Feder­ballspiel, obwohl man nach dem zweiten Tag keinen richtigen Schlä­ger mehr fin­den konnte. Umso lusti­ger war aber das Spiel – mal flog ein Teil des Schlägers nach dem Schlag durch die Luft, mal drehte sich der Stiel um neunzig Grad... Das Ziel der Exkursion war für meine Gruppe das Schloss Peleş in Sinaia, das für Kö­nig Karl I. von Rumänien erbaut wurde. Es war ein Abenteuer mit Sack und Pack. Eine wunderschöne Gegend und eine interessante Museumsbesichti­gung, eine un­endliche Suche nach ei­nem Restaurant und am Ende der traditi­onelle Einkauf von Souvenirs. Auch die­ses Jahr kauften sich einige Jungen Pe­rücken und hatten so lus­tige Auftritte im Dorf und im Lager.
Staffel
Was mich wieder ganz beeindruckte, war die Geschicklichkeit, Kreativität und Phan­tasie der Kinder bei allen möglichen Hand­arbeiten. Egal ob Kochen, Bemalen von Keksen oder T-Shirts, Figuren basteln oder das Malen allein. Die Werke waren wun­derschön, und ich bewunderte jedes Kunststück. Ich bekam auch einige ge­schenkt und stellte sie in meinem Zimmer in Prag auf.

Ich kann bei jedem Blick auf sie den Som­mer wieder spüren und die einzigartige At­mosphäre des Ferienlagers hervorrufen.
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Renata Zajícová