Was macht mich aus? Was will ich jetzt und für mein Leben? –

Sozial-diakonisches Seminar für Schüler aus Siebenbürgen


Seminar1 Vor vier Jahren entwickelten wir die Idee, nicht nur jährlich mit Jugendlichen aus Deutschland nach Rumänien zu reisen, um dort erlebnisreiche Tage für die Heim­kinder zu gestalten, sondern auch Jugendliche aus Rumänien für diese Aufgabe zu begeistern. Nun fand vom 21. bis 23. Juni 2010 schon das vierte Seminar statt.

Tina Bing und ich machten uns für eine Woche im Juni auf den Weg nach Agârbi­ciu/Arbegen. Wie schon im vergangenen Jahr war die Anmeldephase sehr an­strengend. Es war wieder schwer, verbindliche Anmeldungen zu erhalten. Wir hat­ten zwar aus den Fehlern der letzten Jahre gelernt und neben dem Programm auch einen Anmeldebogen mitgeschickt. Doch unsere Vorstellungen unterschieden sich etwas von denen der Jugendlichen. So meldete sich ein Jugendlicher zu­nächst an, der dann jedoch die Reise ans Schwarze Meer unserem Seminar vor­zog. Andere meldeten sich nicht an, kamen trotzdem – und bereicherten das Semi­nar sehr. So mussten wir sehr flexibel planen. In diesem Jahr kamen die Interes­senten nicht nur aus der evangelischen Gemeinde in Făgăraş/Fogarasch. Es reisten acht Jugendli­che aus Viscri/Deutsch-Weißkirch, Agârbiciu und Făgăraş an. Sie kamen hoch moti­viert, um sich auf das Ferienlager vorzubereiten.

Seminar2Am Anfang stand das Erkennen der eige­nen Begabungen. So waren wir kreativ und musikalisch bei der Sache. Wir ent­deckten schon schnell, wo jeder seine Fä­higkeiten hatte. Während eine Teil­nehme­rin, die bereits alle Seminare be­sucht hatte, einen ganzen Abend die Gruppe mit Gesellschaftsspielen unter­halten konnte, entwickelten andere unter Anlei­tung auf den Instrumenten nie ent­deckte Fähigkeiten. Es entstanden große Kunst­werke aus unterschiedlichen Mate­rialien. Ein Teilnehmer konnte sogar in kürzester Zeit traumhafte Landschaften malen. .

In einer speziellen Einheit konnten die Teilnehmer auch mit Ton formen. Sie er­leb­ten, welche Gestaltungsmöglichkeiten in diesem Material stecken. Alle hatten viel Spaß. Es entstanden interessante Modelle, Misslungenes konnte aber auch auf den Tisch geschlagen werden, um daraus Neues entstehen zu lassen. Mit diesen Erfahrungen und anderen erprobten Methoden konnten einige Jugendliche auch das anschließende Ferienlager berei­chern.

Jeder war anders – und doch ergänzte sich die Gruppe wunderbar. Auch die Her­kunft war so unterschiedlich. So kamen Teilnehmer aus der Stadt, wogegen andere die Arbeit auf dem Land gewohnt waren. Wiederum andere sind selbst im Kinder­heim aufgewachsen. In einem abschließenden Gespräch machten wir deutlich, wie wichtig ihr Einsatz mit den Kindern ist, aber auch, welche Verantwortung sie tragen werden. Jeder hatte auch noch Zeit, den Anderen seine Stärken und Schwächen mitzuteilen. Es war eine Runde voller Fairness und Verständnis.

Seminar3 Ein Besuch im Arbegener Kinderheim rundete unser Seminar ab. So lernten alle Teilnehmer auch das Kinderheim kennen. Für manche Jugendlichen war der An­blick des Heimes schockierend. Vielleicht war es dem regnerischen Wetter ge­schuldet. Doch nicht nur draußen war alles grau in grau. Der Regen war in den Räumen zu spüren. Während die Jugendlichen beim Seminar ihre Stärken entde­cken konnten, saßen die Kinder im Heim in den Zimmern vor den Fernsehgeräten und schauten gebannt in die Röhre. Das war schon für viele Teilnehmer ein starker Gegensatz.

Auf unserer Rückfahrt mit dem Zug nach Dresden blickten wir nochmals auf das Seminar zurück. Wir wünschten uns sehr, dass die interessierten Jugendlichen „ein Tropfen von dem Regen sind, der aus Wüsten Gärten macht“.

Renate Greuner