Hauptanliegen unseres traditionellen Ferienlagerprojektes war es bisher, die Kindheitserfahrungen von Sozialwaisen durch die Verschönerung ihrer Schulferien zu bereichern und dadurch Abwechslung in ihren Heimalltag zu bringen. Auch galt es, besonders den schwächsten und am meisten benachteiligten Kindern unter den Heimkindern einmal ungeteilte Aufmerksamkeit und individuelle Förderung zukommen zu lassen, was im Heim nur selten möglich ist. Dabei ist es allerdings nicht geblieben, sondern die Ferienlager hatten positive Auswirkungen in die unterschiedlichsten Lebenswelten hinein. Dadurch wurde eine Entwicklung herbeigeführt, die ein neues Miteinander zwischen ganz verschiedenen Menschen mit sich gebracht hat und hoffnungsvoll in eine gemeinsame Zukunft schauen lässt.
1. Behinderte mit nichtbehinderten Kindern – Wir gestalteten zwei Ferienlager
Im vergangenen Jahr führten wir wieder zu Ostern und im Sommer zwei Kinderferienlager im sieben- bürgischen Seliştat/Seligstadt durch, und zwar für gemischte Gruppen, die sich aus Kindern des Heimes Nr. 11 in Mediaş/Mediasch und Kindern des Heimes Nr. 9 in Agârbiciu/Arbegen zusammensetzten. Längst sind also integrative Kinderfreizeiten zur Selbstverständlichkeit geworden, denn das Mediascher Heim ist nichts anderes als ein Internat mit angeschlossener Sonderschule für lernschwache und geistig behinderte Kinder. Aber auch durch das Heim in Agârbiciu, in dem sich zwar Kinder befinden, die die normale Schule besuchen, haben wir es in den Ferienlagern insgesamt mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen bei Kindern zu tun, seien es Sprachschwierigkeiten, Traumatisierung und Hyperaktivität, seien es geistige und körperliche Behinderung verschiedenster Art, Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit oder Lernschwäche. Das bedeutet, dass viele Kinder eigentlich Einzelbetreuung bräuchten, so dass wir selbst mindestens acht bis zehn Mitarbeiter pro Ferienlager haben müssen.
2. Erzieher mit Heimkindern – Wir förderten pädagogische und therapeutische Arbeit
Durch das intensive Zusammenleben mit den Heimkindern während eines Ferienlagers konnten wir sie selbst sowie ihre Schwierigkeiten und Schwächen, aber auch ihr Potential inzwischen so gut kennen lernen, dass wir über gezielte Fördermöglichkeiten, besonders der Mediascher Kinder, nachgedacht haben. So haben wir im Heim von Mediaş den Ausbau von Therapieräumen für logopädische, spielpädagogische und bewegungstherapeutische Zwecke mit unterstützt. Gleichzeitig wurde die Einrichtung einer großen Bibliothek mit Kinderbüchern und Schulbüchern sowie Fachbüchern für die selbständige Weiterbildung der Erzieher möglich gemacht.
Von Oktober bis Dezember 2006 finanzierten wir für zunächst zehn Mediascher Heimerzieher einen dreimonatigen Lehrgang in alternativen Erziehungsansätzen, die der Walddorfpädagogik vergleichbar sind und für den Umgang mit behinderten und psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen besonders geeignet scheinen. Diese Fortbildung geschah durch ein einheimisches, mobiles Schulungsteam namens Step by Step unmittelbar vor Ort: im Mediascher Heim selbst. Die neuen, ganzheitlich ausgerichteten Erziehungs- und Lernmethoden wurden – über den gesamten Zeitraum hinweg – an und gemeinsam mit den Kindern des ersten Schuljahres in der neuen Bibliothek erprobt und eingeübt. Zugleich fanden für die teilnehmenden Erzieher separat lehrreiche Filmvorführungen sowie Bildungsveranstaltungen statt. Das mitgebrachte Mobiliar (praktische Holzregale und –schränke) mit entsprechenden Spiel- und Lernmaterialien wurde dem Heim dauerhaft zur Verfügung gestellt. Der Mediascher Heimleitung, die außerordentlich engagiert und kompetent ist und mit der wir hervorragend zusammenarbeiten, haben wir bereits die nötigen Geldmittel zugesichert, damit sich 2007 auch die restlichen 20 Erzieher einer derartigen Schulung unterziehen können.
Neben solchen größeren Vorhaben, die auf Nachhaltigkeit abzielen, darf allerdings nicht übersehen werden, dass unsere jahrelangen, regelmäßigen Kinderfreizeiten ebenfalls ihre Wirkung nicht verfehlen und – wenn auch im Kleinen – langfristig auf die Atmosphäre in den Heimen ausstrahlen: Durch uns sehen und lernen die Heimerzieher, dass man sich mit den Kindern auch außerhalb des „geschützten“’ Rahmens der Einrichtung in aller Öffentlichkeit bewegen kann und bekommen von den Kindern nach jedem Ferienlager deren Erlebnisse und neue Erfahrungen erzählt, dazu gehört natürlich auch unser Umgang mit den Kindern. Diese Rückmeldungen der Kinder sowie unser Auftreten in den Heimen fördern darum heimintern das Verständnis und die Wertschätzung den Kindern gegenüber, denen sonst oft gleichgültig begegnet wird.
3. Die Initiative Rumänien mit der Ev. Kirchengemeinde Fogarasch – Wir bewarben uns bei „Hoffnung für Osteuropa“
Im Juli des vergangenen Jahres reichten wir bei der Diakonie Sachsen „Hoffnung für Osteuropa“ einen Antrag auf Förderung unseres – völlig neu konzipierten – Ferienlager-Projektes für Heimkinder ein. „Spielend lernen: Ferienlager für Verständnis und Toleranz. Ein Projekt, das Lebenswelten verbindet“ soll Motto und neues Programm sein (ausführlicher in der >>Projektskizze).
Neu ist unter anderem, dass wir von nun an mit Pfarrer Dr. Johannes Klein aus Făgăraş/Fogarasch kooperieren werden, den wir als (einheimischen) Projektpartner gewinnen konnten. Mit ihm planen wir die Teilnahme und Mitarbeit von mehreren Jugendlichen pro Ferienlager aus der Ev. Kirchengemeinde A.B. Fogarasch (z.B. Konfirmanden, Religionsschüler). Bei unserem neu akzentuierten Ferienlager-Projekt handelt es sich genauer um:
Integrative Kinderfreizeiten für Sozialwaisen
als soziale Lerngelegenheit für junge Menschen
zugunsten von Heimkindern aus Agârbiciu und Mediaş
in Zusammenarbeit mit Schülern aus Făgăraş
Wir sind sehr dankbar, dass im Jahr 2008 die beiden Ferienlager in Seliştat (zu Ostern und im Sommer) im Rahmen der Spendenaktion „Hoffnung für Osteuropa“ in ebendiesem Sinne unterstützt werden. Dies umso mehr, als derartige Kinderfreizeiten höchst kostenaufwendig sind (8.000-12.000 Euro pro Jahr), wir auf Spenden also dringend angewiesen sind! – Die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ wurde 1994 gegründet. Dabei wird Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Viele evangelische Kirchen und Werke wirken in der Aktion zusammen, um mit Spenden beim Aufbau sozialer Strukturen und christlicher Gemeinden zu helfen und auf diese Weise Zeichen der Hoffnung in den Ländern Mittel- und Osteuropas aufzurichten. Die Geschäftsführung liegt beim Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Jedes Jahr wird eine neue bundesweite (Spenden-) Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ eröffnet. Die Spenden kommen dann – bildhaft gesprochen – in einen gemeinsamen „Topf“. Ein Teil der Spenden, die im Jahr 2007 eingehen, werden nun an uns – die beiden Projektpartner Initiative Rumänien e.V. Dresden und Ev. Kirchengemeinde A.B. Fogarasch – vergeben und ermöglichen die 2008 stattfindenden Kinderferienlager in Seliştat.
4. Junge Menschen aus Siebenbürgen mit Sozialwaisen – Wir wollen neue Formen des Umgangs miteinander erproben
Die Teilnahme rumänischer Schülerinnen und Schüler aus Fogarasch an unserem Ferienlagerprojekt wird nicht nur neue Kontaktmöglichkeiten und eine Bereicherung des Lebens für die Heimkinder aus Mediaş und Agârbiciu bieten, sondern dürfte ebenso eine Bereicherung für die teilnehmenden Jugendlichen selbst darstellen. Die Einblicke in den Lebensalltag von Sozialwaisen, die persönliche Betroffenheit und die gemeinsamen Erlebnisse werden womöglich dazu führen, bisherige Bilder und Vorurteile zu revidieren. Verständnis und Toleranz können somit wachsen. Die Aufmerksamkeit für soziale Probleme wächst.
Die Jugendlichen aus Făgăraş werden jedoch nicht unvorbereitet in unsere Arbeit mit den Heimkindern einbezogen – vielmehr wird die konkrete Vorbereitung und Durchführung eines jeden Ferienlagers von einem themenbezogenen Vorbereitungsprogramm und einem auswertenden Nachtreffen in der Fogarascher Gemeinde sowie einem Besuch im Kinderheim von Mediaş eingerahmt.
Vorläufiger Zeitplan:
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für Ostern 2008 |
für Sommer 2008 |
1. |
Vorbereitungsseminar (thematisch) für alle (je 2 Tage) |
Februar 2008 |
Juni/Juli 2008 |
2. |
Besuch des Kinderheimes in Mediaş für alle |
Februar 2008 |
Juni/Juli 2008 |
3. |
Vorbereitungstreffen (zum Ferienlager) nur für die Teilnehmer |
März 2008 |
Juli 2008 |
4. |
Durchführung Ferienlager (je 8-10 Tage) |
März 2008 |
August 2008 |
5. |
Auswertung (mit Bericht/ Vortrag der Teilnehmer für alle) |
März/April 2008 |
August 2008 |
Die Begegnungen mit den Heimkindern werden die Jugendlichen mit einer „harten“ Wirklichkeit konfrontieren. Sie werden aber auch erleben, dass diese Begegnungen Spaß machen können.