Was bedeutet das Ergebnis der Kommunalwahl für Straßenumbenennungen in Münster?

Am Sonntag, dem 28. September 2025, wurde Tilman Fuchs (GRÜNE) zum neuen Oberbürgermeister von Münster gewählt. Er setzte sich gegen den CDU-Kandidaten Georg Lunemann durch und wird Nachfolger des bisherigen Stadtoberhaupts Markus Lewe (ebenfalls CDU). Zuvor waren die GRÜNEN erstmals stärkste Kraft im Rat der Stadt geworden. Mit knapper Mehrheit könnten sie die Ratskoalition mit SPD und Volt fortsetzen, aber auch Koalitionen mit der Linken oder der CDU wären möglich. Was bedeutet das für das Thema Straßenumbenennungen in Münster allgemein und im Besonderen für die anstehende Entscheidung zum Woermannweg und Lüderitzweg in Gremmendorf?

Mit einem Video kurz vor der Stichwahl am vergangenen Sonntag machte die CDU, gemeinsam mit der FDP, noch einmal klar, was sie von Straßenumbenennungen in der Stadt hält: überhaupt nicht viel. Während die FDP vor allem die Kosten sieht, sorgt sich die CDU wegen des Ärgers der Anwohnerinnen und Anwohner. Gemeinsam labeln CDU-Kandidat Lunemann und Paavo Czwikla von der FDP ihre Strategie bei dem Thema mit „lebendige Erinnerungskultur“: Hinweisschilder und QR-Codes sollen den historischen Kontext erläutern. Umbenennungen bezeichnen sie dagegen als „fehlgeleiteten Schlussstrich“. Das passt zur bisherigen Positionierung der CDU im Rat bezüglich der beschlossenen Umbenennungen von Straßen in Mitte. Anfang September brachte sie einen entsprechenden Antrag mit dem Titel „Für Geschichtsbewusstsein – Umbenennungen stoppen“ ein.

Die GRÜNEN haben sich im Wahlkampf nicht explizit zu Straßenumbenennungen geäußert. Allerdings haben sie in Mitte gemeinsam mit SPD, Volt und Die Linke – und entgegen der Empfehlung der Stadtverwaltung – die Umbenennung von NS-belasteten Straßen beschlossen. Auch in der Bezirksvertretung Süd-Ost haben sich die GRÜNEN für eine Umbenennung des Woermannwegs und des Lüderitzwegs ausgesprochen. Laut Wahlprogramm setzen sie sich „für eine Erinnerungskultur ein, die gesellschaftliche Verantwortung und die Auseinandersetzung mit der Geschichte fördert“. Die „Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Münsters“ wird dabei als eines der „Schlüsselanliegen“ bezeichnet.

Bedeutet der Sieg der GRÜNEN im Rat und bei der OB-Wahl nun auch grünes Licht für die Straßenumbenennungen in Gremmendorf? OB Markus Lewe hatte die Empfehlung der Verwaltung im Mai 2025 mit Blick auf die Wahlen aufgeschoben. Eine grün geführte Stadtverwaltung könnte nun eine Beschlussvorlage erstellen und – wie es aufgrund der Fakten zu erwarten ist – Umbenennungen empfehlen. Die Entscheidung fällt anschließend in der Bezirksvertretung Süd-Ost. Dort hat sich an den Mehrheitsverhältnissen mit der Wahl Mitte September nicht viel geändert. CDU und FDP auf der einen sowie GRÜNE, SPD und Volt auf der anderen Seite stehen sich mit gleicher Stärke gegenüber. Die CDU hat sich nach der Informationsveranstaltung zum Woermannweg und Lüderitzweg im März 2025 nicht eindeutig positioniert. Der Fraktionsvorsitzende Alf Kaßenbrock ließ allerdings durchklingen, dass auch er sich eine Lösung mit Hinweisschildern vorstellen könnte.

Die entscheidende Frage wird sein, ob sich die Diskussionen in Süd-Ost in die hitzig geführte Debatte um Straßennamen in Münster allgemein hineinziehen lassen, bei der das Thema Straßenumbenennungen zunehmend als Mittel im politischen Kulturkampf eingesetzt wird. Oder ob man sich in Gremmendorf an der Sachlage und den parteiübergreifend beschlossenen Leitlinien für Ehrungen im öffentlichen Raum orientiert. Sollte Letzteres zutreffen, dürfte einiges für eine baldige Umbenennung der Straßen Woermannweg und Lüderitzweg sprechen.