Theaterbesuch am 16. März 2001

Der Streit (La dispute) von Pierre Carlet de Marivaux

Wer bringt die Untreue in die Welt - die Damen oder die Herren? Sieben Damen der Deutsch-Französischen Gesellschaft wollten's genau wissen und verbrachten mit der Komödie aus dem 18. Jahrhundert einen vergnüglichen Abend.

Vorgeführt wurde uns ein Menschen-Experiment: Vier neugeborene Kinder wurden vor 18 Jahren voneinander getrennt und fern der Zivilisation von einem Dienerpaar erzogen. Jetzt ist man neugierig, wie die beiden Mädchen und die zwei Jungen reagieren, wenn sie erstmals aufeinander treffen.

Nun ja, frau ahnte schon, sogleich entwickelten sich diverse Liebesgeschichten, Eitelkeiten und Eifersüchteleien zwischen den jungen Leuten. Ihre Gefühle zum jeweils anderem Geschlecht sind intensiv und leidenschaftlich und zugleich flüchtig und übertragbar. Mädchen unter sich erweisen sich als zickig, arrogant und wittern in der Geschlechtsgenossin nichts als eine Konkurrentin. Jungen fallen sich zunächst kumpelhaft in die Arme, doch wehe, wenn der 'Kamerad' an Ausdauer und Kraft mehr zu bieten hat, dann nämlich ist's mit der Männerfreundschaft auch nicht weit her ...

Szenen und Verhaltensweisen, überzogen zwar und karikiert, doch dem staunenden Publikum wohlbekannt...

Und die Moral von der Geschicht'? Nun, da jedenfalls waren sich die Damen von der DFG einig: Ob im frivolen Frankreich zur Rokokozweit oder im katholischen Münster zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Männer und Frauen haben sich einander nichts vorzuwerfen (na ja, munkelte da die eine oder andere, vielleicht seien die Frauen im Stück - im Vergleich zu den Männern - doch ein wenig schlechter davon gekommen...) - jedenfalls machen sie es sich nicht leicht, und doch sind alle auf der Suche nach Liebe, Glück und Zweisamkeit.

 

Text: Silke Röckelein - Fotos dem Programm der Städtischen Bühnen Münster 2001 entnommen.

Dieser Bericht erschien ursprünglich in der Tête-à-Tête Nr. 1 und wurde erst nachträglich in die Foto-Chronik übertragen.