".... als pazifistische Organisation müssen wir versuchen, die Widersprüche zwischen verbaler Gewaltablehnung und realer Gewalterzeugung- und Nutzung aufzeigen." Kathrin Vogler in einer DFG-VK PR-Mitteilung 2000

Ein aktueller Beitrag von Ansgar Schmidt, Mitglied der DFG-VK

ENDURING FREEDOM - UN-Beschluss erkennt USA Sonderrolle an / UNO-Blankoscheck für einen unbekannten Krieg gegen einen nicht definierten Feind. Dem Anti-Terror-Krieg

ERMÄCHTIGUNGSBESCHLUSS für die Kriegsminister Schröder, Scharping und Fischer

ENDING STAATES - Die zivilen Opfer des Krieges gegen das Taliban sind zum größten Teil afghanischer Herkunft - wer sind die nächsten Opfer?

DEUTSCHE BUNDESWEHRSOLDATEN WELTWEIT - Der Beschluss der Bundesregierung umfasst den halben Globus, arab. Halbinseln, Mittel- und Zentralasien, Nord-Ost-Afrika sowie die angrenzenden Seegebiete(*1)

SCHRÖDER BELOG DIE ÖFFENTLICHKEIT - US-Verteidigungsminister Rumsfeld stellte klar, das es kein konkretes Gesuch der US-Regierung gab. Die USA habe lediglich Erkundigungen angestellt, ob in fünf Fähigkeitsbereichen Unterstützung möglich wäre. Schröders Vorpreschen sollte vor allem die eigene Partei und den grünen Koalitionspartner überrumpeln. (*1)

Stopp dem "Global war against terrorismus"
Die Phase 1 des Anti-Terror-Krieges , wie es im Pentagon heißt, stellt die Ergreifung Osama bin Laden und das Zerschlagen des La Quaida Netzwerkes dar. Die sogenannten Kollateralschäden dieses Feldzuges, die zivilen Opfer des Bombenterrors, die zahlreichen Toten im kommenden Winter durch Hunger und Kälte sowie auch ín den kommenden Jahren durch die vielen Streubombenfelder treffen die afghanische Bevölkerung. Mit Zuspruch der Vereinten Nationen setzen die USA ihr über 20 Jahre andauerndes Streben nach gesichertem Einfluß im zentralasiatischen Raum bzw. in Afghanistan erfolgreich in die Tat um.

Ein Rückblick über 20 Jahre Afghanistan in Kurzfassung: In Afghanistan herrschten in den vergangenen 20 Jahren fortwährend Kriege zwischen zahlreichen Miliz-Gruppen mit verschiedenen religiösen, politischen und sozialen Ausrichtungen. In den 1980 er Jahren regierte in der Hauptstadt Kabul das Mohammed Nadschibulla Regime, welches durch die SU gestützt wurde. Der Einfluß dieser Regierung reichte nur regional. Im Norden herrschte die Mehrheit der ethnischen Tadschiken und Usbeken, im Süden die paschtunische Mehrheit sowie zahlreiche andere Milizen in ganz Afghanistan verstreut, alle mit unterschiedlichen internationalen Verbindungen. Pakistan unterstützte Hekmatjar, der Iran den Schiiten Hazara, Saudi Arabien unterstützte eine ganze Reihe kleinerer Organisationen.
Die verschiedenen Gruppierungen führten den islamisch heiligen Krieg Dschihad gegen das SU-gestützte Regime in Kabul. Über Pakistan hatte die CIA schon vor 20 Jahre ihren Einfluss geltend gemacht und stattete die Mudshahidin Krieger mit techn. Gerät und Waffen aus. 1992 wurde das SU-gestützte Regime Mohammed Nadschibulla gestürzt. Kabul wurde darauf zu einem Schlachtfeld rivalisierender Milizen. Den Kopf der Regierung stellte der Burhanuddin Rabbani der ethnischen Usbeken und Tadschiken aus Nordafghanistan.
Im Süden Afghanistans entstand im Jahre 1994 die Taliban - Bewegung. Es war keine alte neue Mudshahidin-Bewegung oder Organisation. Es war eine neue Generation in Afghanistan, die Generation der Kriegswaisen. Der soziale Charakter dieser Gruppe ist artgleich wie die Roten Khmer in Kambodscha. Beide stellten sie eine soziale Gruppe dar, die durch die Armut und Krieg geprägt war. Die Vergangenheit der Taliban und somit auch ihre Gemeinsamkeit war die Feindschaft gegenüber dem gestürzten über Jahre amtierenden, SU gestützten Mohammed Nadschihabulla Regime. Unter der folgenden Regierung veränderte sich in den südlichen Regionen Afghanistans nichts. Somit war die amtierende Regierung ebenfalls verantwortlich und somit Feind. Die Taliban wurden in den darauffolgenden Jahren massiv aus dem benachbarten Pakistan und Saudi Arabien sowie von den USA unterstützt. Die Unterstützung erstreckte sich im Waffenbereich von Kampfflugzeugen, Artillerie und Panzer sowie Handfeuerwaffen bis hin zu zahlreicher personeller Unterstützung, die aus einer Schar von Guerilla - Kämpfern eine hochqualifizierte Kampftruppe machte.
Ebenfalls auf diplomatischer Ebene wurde der Taliban international anerkannt. 1996 wurde in einer Sitzung der Vereinten Nationen durch die US-amerikanische Vertreterin Robin Raphael geäußert: "Die Taliban kontrollieren mehr als 2/3 des Landes, sie sind Afghanen, sie sind Eingeborene, sie haben bleibende Stärke bewiesen. (...)Es ist nicht im Interesse Afghanistan oder von uns hier, die Taliban zu isolieren." Ziel war es die Taliban zu instrumentalisieren und somit eine Kontrolle über die Gesamtregion zu erstellen. Der Grund für das internationale Interesse von Seiten der Vereinigten Staaten, Russland, China, Japan sowie den europäischen Mächten, ihr Ringen und Eifern um Einfluß in dieser Region sind die größten unerschlossenen Oel- und Gasressourcen in den neu entstandenen Republiken Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisien. Seit dem Bruch der Weltordnung, dem Fall des Eisernen Vorhang existiert endlich Zugang zu den unerschlossenen Quellen. Afghanistan stellt für die westlichen Beteiligten des Wetteiferns das vorausschaubar einfachste Transitland dar 1996 amtierte in Kabul das Rabbani-Regime. Während zeitgleich die Vereinten Nationen und einige andere Staatsvertreter zwischen dem Taliban und den Rabbani zu vermitteln versuchten, wurde Rabbani von Russland, Iran und Indien gegen die wachsende Taliban-Bedrohung aufgerüstet. Im August 1996 stießen die Taliban Schritt für Schritt nach Norden vor und erzwungen nach monatelanger Belagerung den Rückzug der Rabbani. Das Hoch der Taliban mit internationaler Anerkennung dauerte jedoch nicht lange an. Im Frühjahr 1997 nahmen die Taliban die nordafghanische Stadt Masar-i-Scharif ein und versuchten den usbekischen, tadschikischen und schiitischen Hazara, den Anhängern des Rabbani-Regimes, ihre religiösen und sozialen Zwänge aufzuerlegen. Damit stießen sie auf Granit. Durch die darauf folgenden Aufstände wurden die Taliban mit zahlreichen Opfern aus der gesamten nördlichen Region vertrieben. Diese bedeutende Niederlage veranlasste die USA zum sofortigen Abbruch sämtlicher Unterstützung. Klar war, das das Taliban Regime auf Dauer keine Sicherheit und Stabilität ohne Rebellion der Nord-Afghanen realisieren konnte. Damit schlug das Ruder der US-Regierung um und somit war auch das Pipeline - Projekt des US-amerikanischen öl-Multis Unocal gescheitert - oder zunächst auf Eis gelegt. Auf internationaler Ebene änderte sich ebenfalls die Wortwahl, wenn über das Taliban gesprochen wurde. Nach jahrelanger Ignoranz wurde nun die Stellung der Frau im Taliban kritisiert, Verstrickungen mit dem internationalen Drogenhandel verurteilt und der Begriff Islamischer Terrorismus wurde entdeckt. Einer langjährigen Kooperation folgte nun der Krieg gegen Osama bin Laden und dem La Quaida Netzwerk. 1996 soll Osama bin Laden den Dschihad - den heiligen Krieg - gegen die Vereinigten Staaten ausgerufen haben. Im August 1998 folgten Bombenanschläge auf die US-amerikanischen Botschaften in Tansania und Kenia. Die USA konterten darauf mit Raketenangriffen auf Ausbildungslager der Al Quaida in Afghanistan. (*2)

Den Terroristischen Anschlägen auf das WTC und dem Pentagon folgte ein "Rambouillet" für das Taliban Regime.

  1. Liefert Osama bin Laden aus
  2. Schließt alle Al Quaida Zentren
  3. Gewährt dem Militär der Vereinigten Staaten ungehindertes Agieren in Afghanistan.

Ein Nicht Einlenken wurde mit dem Beginn der Luftangriffe beantwortet.

Der Globale Krieg gegen den Terrorimus stellt sich in den ersten schon Zügen als die Vollendung des amerikanischen chauvinistischen Großmachtstreben dar.

Hinzu kommt - Die Ökonomin Hazel Henderson wies im Rahmen der Aufarbeitung des Golfkrieges 1991 darauf hin, dass dieser Krieg der USA 1991 den ersten Handelsüberschuß seit 1982 erwirtschaftete. "Dieser Handelsüberschuß sei allein auf die 22,7 Billionen US-Dollar zurückzuführen, die von den Koalitionspartnern des Golfkrieges in die Staatskasse der USA geflossen seien, schrieb damals der US-TODAY", so recherchierte Maria Mies im Rahmen ihres Beitrages Der Zusammenhang zwischen neoliberaler Wirtschaftspolitik und Krieg erschienen in Die Wahrheit über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien. Krieg ist gut für den US-amerikanischen Staatshaushalt und für den Militärisch-Industriellen-Komplex.

Und wer zahlt ?? Der Steuerzahler der Wohlstandsländer in der Koalition der US-amerikanischen weltweiten Markterschließung. Gedeckelt durch diesen undifinierten Anti-Terror-Krieg, wohlgemerkt mit UNO - Blankosheque.

Stopp dem Global war against terrorismus

*1= "Bundesregierung beschließt größten Militäreinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg, Peter Schwarz, November 2001 - http://wsws.org/de/2001/nov2001/buwe-n10.shtml
*2= Die Informationen sind der Beitragsreihe "Die Taliban, die Vereinigten Staaten und die Ressourcen Zentralasiens" von Peter Symonds, Oktober 2001, entnommen. - www.wsws.org/de/2001/