- _____________________________________________________________________________________
-
"Berlin-Warszawa"
-
Das neue Programm von Roman und Stefka
-
-
Gerade noch hatte Roman als nadelstreifenglatter
Schmierenganove kriminell gut Brechts Gassenhauer "Mackie
Messer" auferstehen lassen, da macht er als 30er-Jahre-Bohlen
aus seiner Stefka einen Superstar: Flott wird ihr Seidentuch und
Stola umgeworfen, der stilvolle Federschmuck aufs Haupt gesetzt
- und fertig ist der Zarah-Leander-Verschnitt. Und während Roman ihr "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" mit
Sturmwind aus dem Wassereimer, Papiervögelchen und
Paillettenherz untermalt, erstickt die Diva fast im
Zigaretten-Bühnennebel.
Solche ironischen Brüche, solche Überleitungen sind die Stärke
von Roman (Roman Wieslaw Thesing) und Stefka (Stephanie Rave)
vom Theater Reduta, die nach dem erfolgreichen "Rosenkrieg" mit
"Berlin - Warszawa" ihr neues abendfüllendes Chanson-Duett im
berstend vollen Kreativhaus vorstellten. Das hat zwar mit Berlin
und Warschau nur am Rande zu tun, enthält aber sonst alles, was
ein zwischentonreicher Chansonabend so braucht: Lieder über
Fremdheit und Freiheit, Vorurteile und Verfolgung, Duckmäusertum
und - Divenkult.
Aber auch Abschied, Sehnsucht und Hoffnung. Musik aus dem
Reisekoffer eben. Insofern passt der Titel dann doch wieder.
Zumal Roman ja bekanntlich Pole ist. Roman "Polenjunge" auf die
Musik von Stings "Englishman" hat im Schatten der großen
Freiheitsstatue ein Maximum an Selbstwitz, Verschmitztheit und
Melancholie. Doch der nächste Bruch naht sofort. Roman packt
seine Koffer und geht. Und Stefka nutzt die Gunst der Stunde, im
harschen Ton einer Komsomolzen-Braut dem Publikum den Refrain
von "La Paloma" einzuprügeln. So sind selbst solche Schmonzetten
herzerfrischend komisch.
Der enormen Bühnenpräsenz der beiden ist es zu verdanken, dass
diese emotionalen Wechselduschen auch nach über zwei Stunden
noch anregend und belebend wirken. Vor allem Stefka ist sowohl
am Klavier als auch gesanglich ein echtes Chamäleon, das die
Töne des gebrochen Naiven wie Kreislers "Weihnachtsmann auf der
Reeperbahn" ebenso überzeugend trifft wie die diabolisch
Grotesken ("Die Hexe"). Hollaenders bitterböses "An allem sind
die Juden Schuld" wird unter ihren Fittichen und zur Musik von
Carmens Habanera zum schwarzhumorigen Psychogramm einer
schwarzen Volksseele, die auch beim bierseligen
Stammtisch-Gerede köstlich vorurteilslastig konterkariert wird.
Von intelligenten Blödeleiein bis zum Sargdeckel-Humor, von
krausen Fantasien bis zum zynischen Everblack - Roman und Stefka
mixen aus dem ihren eigenen, hinreißend komischen Kosmos.
Der neigt sich mit Udo Lindenbergs "Hinter'm Horizont geht's
weiter" fast schon einem seherischen Ende zu. Denn ohne
reichlich Zugaben aus dem "Rosenkrieg" ließ sich das Publikum
dann doch nicht in die Ferne schicken.
WN, 26.01. 2004, Markus Küper
|
|
-
Ein
Chanson-Abend der Extraklasse
"Die beiden erfahrenen Schauspieler bieten den Anwesenden einen
Chanson-Abend der Extraklasse. Roman und Stefka liegen im Clinch
mit dem Alltag. Voller Charme, Leidenschaft und hinreißend
komisch teilen die Beiden treffliche Seitenhiebe auf Politik,
Sport und Pisa-Studien aus. Mit wenigen Utensilien und dafür
viel schwarzem Humor singen sich Roman und Stefka durch den
trüben Alltag. Ein gelungener Abend, zuckersüß und urkomisch.
Absolut empfehlenswert.
MZ,
26.01. 2004, CDE
-

|
|