Kleine und große Türen - Chancen und Grenzen der Familienpatenschaften


PatenFam.jpgDas Projekt der Familienpatenschaften erlebte im vergangenen Jahr die eine und andere personelle Veränderung. Gedankt werden soll an dieser Stelle Edith Toth, welche bis Anfang des letzten Jahres viel Kraft und Zeit investiert hat, um die Patenschaften vor Ort in Rumänien zu koordinieren und die Familien regelmäßig zu besuchen. Wir freuen uns sehr, dass seitdem Erzsébet Gazdag die Zeit und Geduld aufbringt, um immer wieder ein offenes Ohr für die Belange der Familien zu haben sowie Bedarfe und Notstände zu erkennen und zu kommunizieren. Dabei gilt es, den Blick dafür zu wahren, welche Prioritäten gesetzt werden müssen.

Auch im letzten Jahr konnten durch die Patenschaften für die Familien wieder kleine und große Türen, im wörtlichen und übertragenen Sinne, geöffnet werden. So konnten beispielsweise der Beginn eines notwendigen Neubaus eines kleinen Hauses oder auch Ausbesserungen an einem bestehenden Haus mitgetragen und ermöglicht werden. Dabei hat auch die eine oder andere Tür ihren Platz in den Angeln gefunden. Ebenso blieb für einige Kinder die immens wichtige Tür zur Bildung, durch die Übernahme von Schulgeldern oder der Kosten für Unterrichtsmaterialien, weiterhin offen. Insbesondere diese Unterstützung ist eine Investition in die Zukunft, welche den Kindern die Perspektive für das spätere Leben deutlich verbessert. An anderer Stelle konnte die Perspektive auf Arbeit und Bildung durch das Anstreben des Führerscheins erweitert werden. Mobilität ist eine immens wichtige Tür, welche sich durch die Unterstützung aus den Familienpatenschaften weiter öffnen lässt. Hilfe benötigt es aber auch in Zeiten der Krankheit und Trauer. Behandlungskosten der Ärzte müssen häufig selbst getragen werden, wenn ein adäquater Versicherungsschutz fehlt. Wie schnell die finanzielle Belastung für Medikamente und Therapien Überhand nehmen kann, dürfte jedem bewusst sein. Aber auch am Ende des Lebens müssen die zurückgebliebenen Angehörigen Gelder in die Hand nehmen, um einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Das Mittragen von Beerdigungskosten hat im vergangenen Jahr einer Familie den Abschied und die Trauer nicht genommen, aber ihn möglicherweise durch eine Sorge weniger zugelassen.

Natürlich ist die Hilfe durch die Familienpatenschaften nicht die Lösung für alle Probleme, Bedarfe und Sorgen, und manche Tür bleibt auch weiterhin verschlossen. Häufig ist die Unterstützung aber ein Türöffner, und wenn eine Tür einen Spalt weit geöffnet ist, kann sie sich im Laufe der Zeit auch weiter öffnen.

Erfreulich war im vergangenen Sommer auch eine Kooperation mit den Ausführenden der Kinderfreizeit „Saitensprünge“. An diesem Ferienlager für Musik, Theater und Tanz konnten, auch durch die finanzielle Hilfe der Initiative Rumänien, einige Kinder aus den Patenschaftsfamilien teilnehmen. Dank der Idee und Umsetzung durch die Leiterinnen der Freizeit, Erzsébet Gazdag (Schauspielerin) und Edith Toth (Kirchenmusikerin), konnten diese Kinder ihren Horizont erweitern, musikalisch und theaterpädagogisch gefördert werden und etwas Besonderes mit anderen Gleichaltrigen erleben, wofür ihnen die Türen sonst meist verschlossen bleiben.

Johannes Noth