Patenschaften im Herbst 2009


lianeMein Besuch bei den Familien vor wenigen Tagen hat mich wieder sehr berührt. Nicht nur, dass es mir und meinen Kindern kaum möglich war, ohne Ausrutschen oder Schlamm bis über die Knöchel zu einigen dieser Familien zu waten – nein, am selben Tag erzählte mir eine der Frauen, dass sie Wehen verspürt, aber noch nicht die Zeit dafür gekommen sei. Am nächsten Morgen sagte mir ihr Mann, dass sie noch abends geboren hat! Beeindruckend dabei ist, dass sie schon das 8. oder 9. Kind zur Welt bringt, wovon nicht alle bei ihr aufwuchsen, sondern auch in staatlichen Heimen….Sie ist überfordert mit der Pflege und der Erziehung ihrer 3 kleinen zu Hause lebenden Kindern, nun gibt es wieder eines, einen kleinen Jungen, der zu früh zur Welt kam. Sicher ist diese Frau nicht der Normalfall in Rumänien und auch nicht unbedingt der Normalfall für alle Roma – wenn das auch manche behaupten. Ich finde es aber schlimm, dass so jemand keine Sozialbetreuung erhält, Familienhilfe sozusagen. Dass die Sozialarbeiter, welche in den Ortsämtern sitzen, viel zu wenige sind und meist völlig überfordert mit ihren komplexen Aufgaben sind, ist nicht ihre Schuld (z.B. sitzt in unserem Ortsamt nur eine Sozialarbeiterin (wahrscheinlich wie viele OHNE spezielle Ausbildung) welche für 5 !! Dörfer und deren soziale Nöte „verantwortlich“ ist. Für Menschen mit Sozialhilfe, für Menschen mit Behinderungen…..

PatenIn einer anderen Patenfamilie, auch Roma, wo viele Kinder leben, achteten die Eltern sehr auf den Schulbesuch und wussten dessen Wichtigkeit zu schätzen. Leider wurden ihre Töchter, wie hier oft, mit 15 oder 16 Jahren schwanger, nicht alle sahen sich in der Lage, die Kinder selbst zu versorgen, sondern überließen sie der Mutter……Gewisse Traditionen lassen sich nicht allein mit dem Schulbesuch „ausmerzen“, aber ich bin davon überzeugt, dass Bildung – macht man sie in besonderem Maß auch den Roma in Rumänien zugänglich – ein Schlüssel für veränderte und doch identische Lebensführung ist. Dafür gibt es so manchen engagierten Pädagogen im Land. Frau Petru aus Agârbiciu, langjährige Grundschullehrerin in Axente Sever/Frauendorf ist so jemand. Sie hat nicht nur eine wahre Begabung für ihren Beruf, sondern ein großes Herz für die Armen und Benachteiligten. Ich muss zugeben, dass sie mir bei 2 Patenfamilien die größte Arbeit abnimmt und diese betreut. An dieser Stelle sei ihr dafür sehr gedankt.

Das war ein kleiner Einblick in die aktuelle Situation der Patenschaften. Es haben sich 2 neue Spender gefunden, welche eine schon betreute und eine neue Familie unterstützen werden. Für dieses Mitfühlen und aktive Hilfe allen Spendern und Unterstützern lieben Dank!


Tina Bing, Sozialarbeiterin in Viscri