Eibesdorf - Am Rande der Welt  (von Andreas Thom)

Das Dörfchen Eibesdorf (Ighisu Nou) liegt gut sieben Kilometer abseits der Hauptstraße, welche Mediasch und Hermannstadt verbindet. Zu erreichen ist das Dorf nur über eine im Winter fest verschneite Straße. Nicusor - ein kleiner Junge, der heute im Kinderheim in Arbegen lebt - ist in diesem Dorf geboren und hat hier die ersten Jahre seines Lebens verbracht. Während unseres Winterferienlagers mit den Arbegener Heimkindern, an dem Nicusor auch teilnahm, nutzten wir die Gelegenheit, mit ihm gemeinsam seine Großeltern zu besuchen. Bei den Großeltern erwartet uns große Gastfreundlichkeit, jedoch auch Armut und Not. Zu viert sitzt man schon mit Wattejacke und notdürftig genähten Fußlappen um einen kleinen Ofen, den man mit einigen Scheiten heizt. Die Gaspreise sind für die einfachen Leute nicht mehr zu bezahlen. Inzwischen heizt man wieder mit Holz. Die Freude über unseren Besuch ist groß, wir dürfen uns in die Nähe des Ofens setzen und man bietet uns Kuchen an. Den Großeltern stehen die Tränen in den Augen, wenn sie ihren Enkel sehen. Nach zwei Stunden gehen wir wieder nach Hause, jedoch nicht ohne zu versprechen, dass wir wieder mit Nicusor vorbeikommen.
 
Im Dorf fahren wir mit den Kindern aus Arbegen Schlitten, viele Leute kommen und schauen, um die Gäste zu sehen. Kinder aus dem Dorf bitten uns darum, mitfahren zu dürfen. Es sind Kinder, welche in einer dünnen Trainingshose durch die Kälte laufen. Ein Achtjähriger trägt die Schuhe seiner Mutter. Kinder mit blaugefrorenen Lippen ohne Jacke, ohne Mütze schauen uns neugierig an. Diese Kinder wachsen in ärmlichsten Verhältnissen auf. Sie können zum Teil die Schule nicht besuchen, weil die Eltern kein Geld für Schulhefte und Stifte haben. Die Behausungen dieser Familien gleichen baufälligen, lehmbeworfenen Lauben, diese Hütten sind weder richtig beheizbar, noch sind sie an die Wasserleitung angeschlossen. Wann, wenn nicht jetzt und an diesem Ort, sollte man seinen Mantel teilen? Wir schenken den Kindern Bonbons und einige Schneerutscher. Auch wenn das nicht gegen die schneidende Kälte hilft, strahlen die Kinder und rodeln den Berg hinunter.

Mit dem neuen Projekt "Familienpatenschaften" wollen wir versuchen, besonders armen Familien mit Kindern zu helfen. Die Armut und die Not der Menschen in diesem Dorf haben uns tief beeindruckt. Zurück in Deutschland haben wir die Bilder der frierenden Kinder und armen Leute oft vor Augen, zugleich erinnern wir uns der Fröhlichkeit dieser Menschen.