Musikgruppe Minuit Guibolles aus Orléans

10. Juni 2005 - im Kleinen Bühnenboden

 

Dem kleinsten Theater in Münster verdanken wir ein großartiges Erlebnis - auf seine Einladung hin nämlich fand diese Musiker-Gruppe den Weg zum Münsteraner Publikum. Die DFG erfuhr davon über Bekannte aus der Partnerstadt - rechtzeitig genug, um noch schnell die Kunde unters Vereins-Volk zu streuen und den Kultur-Tipp in den Veranstaltungskalender im Internet zu schieben. Sieben Leute fanden sich im Kleinen Bühnenboden ein, um zu erleben, was die Ankündigung origineller Ethno-Jazz bedeute. Nicht besonders pünktlich, dafür aber mit so einem Elan starteten die fünf jungen Männer ihr Konzert, dass ich zunächst dachte, der Raum würde von der vielen Freude am Musizieren bersten.

Genauere Informationen über die Gruppe und über den musikalischen Werdegang ihrer Mitglieder finden Sie auf ihrer Webseite (http://www.minuitguibolles.com) - es hat keinen Sinn dies hier abzukupfern. Die DFG-Chronik gibt auch nicht vor, eine qualifizierte Rezension zu liefern (... aus Kompetenzmangel). Diese finden Sie in der Presse. Unsere Chronik soll nur eine Erlebnis-Spur von jener deutsch-französischen Begegnung mit der DFG-Beteiligung festhalten, mehr nicht.

Also, wer hielt uns da im Bann? Baltazar Montanaro gab sich als junger, verspielter Clown, aber seine Geige sang ein virtuoses Lied von seiner musikalischen Reife und Kreativität beim Spiel. Pascal Seixas war sein machtvoller Gegenspieler am Kontrabass (auch einmal an der E-Gitarre) und schien mit seinem Klangteppich den Weg allen anderen zu ebnen ... und oft zu weisen. Und was Aurélien Claranbaux von seinem accordéon diatonique geiserhaft sprudeln ließ, hörte sich zuweilen nach einem ganzen Symphonie-Orchester an. Boris Trouplin war der Dudelsack-Meister - das war offensichtlich - und doch ... ließ ich mich lieber von seiner steel drum verzaubern. (Ich kannte nicht das Instrument und rätselte die ganze Zeit, was es in jener Halbkugel aus Edelstahl geben könnte, was so zarte Klänge in die Welt verschickt - an eine Trommel habe ich dabei keinen Augenblick lang gedacht, ehe an eine Art Holzcemballo im Metallkessel als Resonanzkasten ... Tja, man merkt's, ich hab' nicht so viel Ahnung von Musik, von Jazz insbesondere.)

Der Mitspieler im Hintergund war Adrien Chennebault - eine fragile Gestalt am Schlagzeug, die beim Anblick ihres Instruments nicht mehr aus der Extase herausfindet.

Minuit Guibolles haben - eine kleine Ausnahme bestätigte die Regel - nur eigene Kompositionen gespielt. Es wäre ja gelacht, wenn ein Laie wie ich sich erlauben würde, ein Urteil darüber zu fällen - ich mochte das Meiste von dem, was ich da hörte - Punkt.

Für den verbalen Kontakt mit dem Publikum sorgte Pascal Seixas, der wohl über die größte Reserve Schuldeutsch verfügte - unter den Zuschauern saß auch sein Münsterischer Austauschpartner aus der Gymnasialzeit vor über 15 Jahren.

 

Das Besondere an dem Konzert in einem Theatersaal war, dass der Zuschauer-Raum vor der Bühne einige Sitzreihen bot, aber sonst den Tänzern vorbehalten war. Das Publikum hat sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen, klar. Selbst die Senioren-Liga wie ich und Helga ließen sich von den Klängen bewegen. Die Musiker brauchten da nicht arg viel animieren, ihre Musik tat es schon.

Am Ende spielten sich die Musiker auf die Tanzfläche hinüber und scheuchten die Tanzenden auf die Bühne. Ein Tohuwabohu mit viel Spaß war die Folge, der in heißen Beifall des ganzen Publikums mündete.

Für die Zugabe haben sich die Guibolles etwas Exquisites aufgespart - es graut mir beim Gedanken, das Publikum hätte nicht geduldig genug geklatsch und wir würden um diese Kostbarkeit herumkommen ... Aber wir hatten Glück. Zunächst ließ Boris Trouplin seine steel drum summen, dann gesellte sich der Konrabass dazu, ... Nach und nach entfaltete ein magischer 'Walzer' seinen Zauber und wiegte das innehaltende Publikum in eine ganz besondere Stille hinein. Diese Komposition trägt den Titel Jour de pluie - hieß es anschließend. Die zweite Zugabe saß ich nur ab - um danach sofort zur Kasse zu laufen und die CD mit dem Traumwalzer zu kaufen. Leider hatte ich die Aufnahme erwischt, die das Musikstück zur Hintergrundkulisse eines tiefschürfenden Chansons degradierte - groooß war meine Enttäuschung zu Hause. Aber das Leben ließ mich nicht im Stich ... Andreas Tepe hat die richtige CD gekauft und hat auch genau dieses Musikstück für die nächste Radiosendung bestimmt. Also Leut' - ob es am ersten Juli-Sonntag um 20.03 Uhr regnet oder nicht ... Radio einschalten und hinhören!

Text und Fotos: Alina Köttgen - (bis auf das Plakat)