(Atom)Bombenstimmung in Kaschmir

Eigentlich sollte die nukleare Aufrüstung passé sein. Aber: Pakistans Militärmachthaber Musharraf erwägt jetzt den Einsatz von Atomwaffen auch als Reaktion auf konventionelle Angriffe Indiens. Damit droht er, den Konflikt gewaltig eskalieren zu lassen. Vernunft- Nein Danke?

Seit bald sechzig Jahren sind Indien und Pakistan unversöhnlich verfeindet. Der Streit um Kaschmir wurde nie beigelegt. Eine Million (!) Soldaten warten auf beiden Seiten darauf, aufeinander losgelassen zu werden. Alle Vermittlungsversuche sind bisher gescheitert. In den Köpfen der Verantwortlichen auf beiden Seiten scheint nur die militärische "Lösung" erwägbar zu sein. (Zumindest bei Musharraf ist das ja auch nur konsequent, schließlich ist er ja Militärchef)

Die jüngsten Drohungen, eventuell auch Atomwaffen eisetzen zu wollen, lassen Besorgnis aufkommen: Sollte Musharraf sie wirklich in die Tat umsetzen, wird Indien entsprechend reagieren. Die verheerende Wirkung von Atomwaffen ist bekannt. Abgesehen von unzähligen Toten und Verletzten und einer radioaktiven Verseuchung nicht abzusehenden Ausmaßes in der Region würde der radioaktive Fallout sich weit über die Erde verbreiten, und das mit deutlich schlimmeren Folgen als 1986 durch das Atomkraftwerk von Tscherobyl.

Eines wird deutlich: militärisch kann dieser Konflikt nicht gelöst werden. Das ist in den vergangenen sechzig Jahren nicht gelungen, und es wird angesichts der aktuellen Drohungen auch heute nicht gelingen. Was bleibt, ist eine vage Hoffnung auf Vernunft.

Anmerkung: Musharraf ist allerdings beileibe nicht der erste damit: Seit einigen Wochen schon erwägen die USA, "kleine" Atombomben zum Brechen von Bunkern zu benutzen. Damit scheint der Damm gebrochen worden zu sein, Atomwaffen doch einzusetzen.

13.10.2002