Wilhelm Lehmbruck ( 1881- 1919)

Plastiker


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Kurz vor seinem Tode weist Beuys noch einmal auf Wilhelm Lehmbruck als den Auslöser für seinen Wunsch Künstler zu werden hin. In der Rede zur Verleihung des Wilhelm Lehmbruckpreises der Stadt Duisburg ist dies nachzulesen. Als Beuys bei der Bücherverbrennung der Nazis ein Biographibüchlein über Lehmbruck mit Abbildungen vor dem Feuer rettet, empfindet er dass sich damit etwas machen läßt, dass man mit Kunst die Welt verändern kann. In Lehmbruck sah Beuys auch den Impuls für direkte Demokratie wirken, denn er findet einen Aufruf von Rudolf Steiner mit einer Liste von Namen darunter auch den von Lehmbruck. Lehmbruck hatte kurz vor seinm Tode diesen Aufruf an die Deutsche Kulturnation unterzeichnet, in welchem Rudolf Steiner zur Erneuerung der Kultur durch die Dreigliederung aufrief.
Torso der Großen Stehenden Gestürzter 1915/16

 

Wilhem Lehmbruck wurde 1881 in Duisburg-Meiderich geboren und besuchte in Düsseldorf, das damals den Ruf der künstlerisch konservativsten Stadt Deutschlands genoss, die Kunstgewerbeschule, später die Akademie. Über die zu Beginn des Jahrhunderts blühende Grabmalplastik erwarb er sich erste Anerkennung. Ab 1907 nahm er regelmässig am Pariser Salon teil. 1910 übersiedelte er mit seiner Familie nach Paris, wo er seinem Vorbild Auguste Rodin näher war. Lehmbruck nutzte die Kunsthauptstadt jedoch nicht, um enge Kontakte zu anderen Künstlern zu pflegen. Lehmbruck war noch stark in der Kunst des 19. Jahrhunderts verankert und sprach wie seine Frau nur schlecht französisch, was einen engen Austausch verhinderte. Trotzdem wurde er von den Werken Archipenkos, Brancusis, Modiglianis und anderer beeinflusst. Er experimentierte mit neuen Materialen wie Gips, Stein- sowie Zementguss und löste sich vom bürgerlichen Kunstbegriff und seiner Naturnachahmung. Die durch verlängerte Gliedmassen seiner Plastiken erreichte Abkehr von den klassischen Proportionen erlaubte ihm die Etablierung einer eigenen Formensprache. Mit seiner Methode der Reduzierung und Fragmentierung der Figur zeigte er er neue Möglichkeiten der Skulptur auf.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück. In Berlin begegnete er der attraktiven Schauspielerin Elisabeth Bergner seiner unglücklichen Liebe. Er wurde nicht eingezogen und konnte so 1916 in die neutrale Schweiz ausreisen. Die Krise und seine innere Verzweiflung verstärkten die Expressivität seiner Kunst nochmals, trieben ihn aber 1919 auch in den Freitod.

Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) hat kein einheitliches Oeuvre hinterlassen. Er ist zwar vor allem als Expressionist - und hier zuallererst als Bildhauer des Gestürzten - in Erinnerung geblieben, doch daneben schuf er Werke im Stil des wilhelminischen Naturalismus, der Neoklassik in der Nachfolge von Hans von Marees und der durch elegante Abstraktion gekennzeichneten Formensprache von Alexander Archipenko. Als Zeichner und Maler war er vor allem Symbolist.


1881, 4. Januar: Wilhelm Lehmbruck wird als viertes Kind einer Bergmannsfamilie in Meiderich bei Duisburg geboren.

1895-1899: Besuch der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf auf Empfehlung seines Volksschullehrers.

1899: Tod des Vaters. Lehmbruck verdient seinen Lebensunterhalt mit der Ausführung dekorativer Vorlagen und Illustrationen wissenschaftlicher Werke.

1901-1906: Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschüler von Karl Janssen (1855-1927).

1906: Lehmbruck tritt der Vereinigung Düsseldorfer Künstler und der Societe Nationale des Beaux-Arts bei.

1907: Beteiligung an der Ausstellung der Societe Nationale des Beaux-Arts im Pariser Grand Palais.

1908: Heirat mit Anita Kaufmann.

1910: Übersiedlung nach Paris. Bekanntschaft mit Pablo ..Picasso, Aristide Maillol (1861 -1944),Amedeo Modigliani (1884-1920) und anderen.

1912: Beteiligung an der Sonderbund-Ausstellung (Köln).

1913: Beteiligung an der Armory Show in New York, Chicago und Boston, wo er mit seiner Skulptur "Der Kniende" vertreten ist.

1914: Erste große Einzelausstellung in der GaleriePaul Lavesque in Paris.Verpflichtung als Sanitäter in einem Berliner Kriegslazarett. Bekanntschaft mit Max Beckmann.

1915/16: Die Werke, die Lehmbruck während der Kriegsjahre schafft, gehören zu den Höhepunkten seiner Kunst.

1916: Die Grausamkeiten des Krieges verursachen schwere Depressionen und veranlassen Lehmbruck zur Flucht nach Zürich. Dort richtet er sich ein Atelier ein und stellt im Kunsthaus seine Werke aus. Er schließt Bekanntschaft mit Alexej von Jawlensky.

1918: Nach dem Krieg kehrt Lehmbruck nach Berlin zurück.

1919: Zusammen mit Einst Barlach, Kühe Kollwitz, Lovis Corinth u.a. wird er zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt. 25. März: Aus Verzweiflung über seine anhaltenden Depressionen nimmt sich Lehmbruck in seinem Berliner Atelier das Leben.

1937: Die Nationalsozialisten diffamieren Lehmbruck als "entarteten Künstler" und beschlagnahmen 116 seiner Werke aus deutschen Museen. 


Literatur :

 

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