Ecuador - geschichtlich


   6. GESCHICHTE In Ecuador wurden mehrere tausend Jahre alte architektonische Überreste früher Zivilisationen entdeckt, die in Zusammenhang mit der Mayakultur in Mittelamerika stehen. Die Zentren der Inka lagen in Cuzco und am Titicacasee in Peru. Die Inka herrschten über die indianischen Stämme in Ecuador. Sie setzten den spanischen Eroberern den größten militärischen Widerstand entgegen.


   6.1. Die spanische Herrschaft   1526 landeten die ersten Spanier unter der Führung von Bartolomé Ruiz an der Küste des heutigen Ecuador. Unter Francisco Pizarro kamen 1532 die spanischen Eroberer ins Land. Im Namen der spanischen Krone ernannte Pizarro am 1. Dezember 1540 seinen Bruder Gonzalo zum Gouverneur von Quito. Kurz darauf wurde Francisco Pizarro ermordet, und Gonzalo Pizarro führte einen Aufstand gegen Spanien an. Er konnte seine Herrschaft bis zum 9. April 1548 aufrechterhalten. Die spanischen Truppen besiegten seine Armee bei Jaquijaguana und Pizarro wurde hingerichtet.
Anfangs verwaltete das spanische Vizekönigreich Peru die Kolonie Ecuador. 1563 wurde Ecuador ein Justizdistrikt Perus.
Von 1717 bis 1723 gehörte der Bezirk Quito dem Vizekönigreich Neu-Granada in Bogotá an.
1809 fand der erste Aufstand gegen Spanien statt. Doch die republikanische Armee unter General Antonio José de Sucre konnte sich erst 1822 endgültig durchsetzen. Ecuador wurde Bestandteil der großkolumbianischen Republik, der auch Venezuela und Panamá angehörten.


   6.2. Die Unabhängigkeit   1830 wurde Ecuador unabhängig. Der erste Präsident, General Juan José Flores, ein Held des Unabhängigkeitskrieges, vertrat in Quito die Interessen der Erzkonservativen. 1833 brach zwischen den Konservativen in Quito und den Liberalen in Guayaquil ein Bürgerkrieg aus. Mit diesem Krieg begann eine lange Reihe von Auseinandersetzungen, aus denen diktatorische Regime hervorgingen. Während der zweiten Regierungsperiode unter Präsident Alfaro (1907-1911) wurde eine liberalere Verfassung eingeführt.
Im 2. Weltkrieg kämpfte Ecuador an der Seite der Alliierten gegen die Achsenmächte. Nach Kriegsende verloren die Liberalen in Ecuador an Einfluss. 1944 musste der liberale Präsident Carlos Alberto Arroyo del Río zurücktreten. An seine Stelle trat der konservative Präsident José María Velasco Ibarra, der dieses Amt schon 1934 und 1935 innehatte. Am 31. Dezember 1945 wurde eine neue Verfassung verkündet, die bis 1967 in Kraft war.
1947 setzten Militärs Velasco ab. Sie wurden ihrerseits kurz darauf von Konterrevolutionären vertrieben, die Carlos Julio Arosemena Tola als provisorischen Präsidenten einsetzten. Galo Plaza Lasso wurde im Juni 1948 zum Präsidenten gewählt. Im Frühjahr 1948 nahm Ecuador an der neunten Interamerikanischen Konferenz in Bogotá teil und unterzeichnete die Charta der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).
1941 und 1950 flammten die Grenzstreitigkeiten mit Peru wieder auf. 1944 bekam Peru den Großteil der umstrittenen Gebiete zugesprochen. Der Vorfall von 1950 zog keine Grenzänderungen nach sich. 1960 griff Ecuador den Konflikt erneut auf, indem es die Regelung von 1944 für nichtig erklärte. 1995 brachen erneute Streitigkeiten aus. Erst 1998 einigten sich beide Staaten auf einen Friedensvertrag, der die Grenze zwischen beiden Ländern klar festlegte.


   6.3. Die politische Unbeständigkeit   1952 wurde Velasco zum dritten Mal Präsident und blieb bis 1956 im Amt. Velasco wurde bei den Wahlen 1960 als unabhängiger Kandidat aufgestellt. Er äußerte scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung und versprach weit reichende Reformen. Im Juli wurde er erneut gewählt, musste aber im November 1961 zurücktreten. Kurz vor seinem Rücktritt hatte er die Charta der Alliance for Progress unterzeichnet. Dieses Dokument sicherte den Unterzeichnerstaaten für zehn Jahre die Unterstützung der USA. Velascos Nachfolger, Vizepräsident Carlos Arosemena Monroy, blieb nur kurze Zeit im Amt. Er wurde im Juli 1963 von einer Militärjunta gestürzt. Im Juli 1965 setzte die Junta nach zweiwöchigen Aufständen ein liberaleres Kabinett ein, doch die Unruhen hielten an. Im März 1966 lösten gewalttätige Demonstrationen gegen die Regierung einen landesweiten Aufstand aus; die Junta wurde entmachtet.
Bis November 1966 war eine Übergangsregierung an der Macht. Dann setzte eine neu gewählte verfassunggebende Versammlung Otto Arosemena Gómez als Staatschef ein. Seine Regierung überstand während ihrer Anfangszeit viele Angriffe der Opposition. Im Mai 1967 verkündete sie eine neue Verfassung. Aus den Wahlen im Juli 1968 ging Velasco erneut als Sieger hervor. 1970 riss er diktatorische Vollmachten an sich, um seine schwindende Unterstützung auszugleichen. Im Februar 1972 wurde er vom Militär gestürzt. Der Anführer des Putsches, General Guillermo Rodríguez Lara, wurde neuer Präsident.


   6.4. Der neue Wohlstand   Das Militärregime erstellte einen Fünfjahresplan, der die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beschleunigen sollte. Im August 1972 exportierten amerikanische Firmen das erste Erdöl, das aus den neu erschlossenen Ölfeldern stammte. Ecuador wurde somit nach Venezuela zum damals zweitgrößten Erdölexporteur Lateinamerikas. Die Einkünfte aus den Erdölexporten brachten Ecuador die dringend benötigten Devisen.
1976 löste Admiral Poveda Burbano, Führer einer Junta, Präsident Rodríguez ab. 1978 wurde ein Volksentscheid über eine neue Verfassung durchgeführt. Anschließend wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten. Im April 1979 kam es zu einer Stichwahl zwischen den beiden aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten. Jaime Roldós Aguilera wurde zum Präsidenten gewählt; eine neue Verfassung trat in Kraft. Erneut aufflammende Grenzstreitigkeiten mit Peru konnten im März 1981 beigelegt werden. Zwei Monate später kam Roldós bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Sein Bruder León Roldós Aguilera wurde Vizepräsident, und Osvaldo Hurtado Larrea trat die Nachfolge Roldós an. Im Mai 1984 kam der konservative Geschäftsmann León Febres Cordero Rivadeneira an die Macht. Seine Regierung sah sich wiederholt Aufständen des Militärs ausgesetzt. Im Januar 1987 wurde der Präsident gefangen genommen. Nach einer Stichwahl im Mai 1988 wurde Rodrigo Borja Cevallos, ein Mitglied der Demokratischen Linken, neuer Präsident. Im August 1992 trat Sixto Durán Bellén seine Nachfolge an.
Im Januar 1995 eskalierten die Grenzstreitigkeiten mit Peru. Nachdem Ecuador Truppen in die Grenzregion entsandt hatte, kam es zu bewaffneten Zusammenstößen der Streitkräfte beider Länder. Das umstrittene Gebiet hat eine Fläche von circa 340 Quadratkilometern und liegt in der Gebirgsregion der Kondor-Kordilleren. Obwohl diese Region noch weitestgehend unerforscht ist, vermutet man dort große Gold-, Erdöl- und Uranvorkommen. Nachdem der Konflikt im August 1998 erneut aufgeflammt war, akzeptierten Ecuador und Peru im Oktober 1998 einen Vermittlungsvorschlag der vier Garantiemächte des so genannten Rio-Protokolls von 1942 (Argentinien, Brasilien, Chile und die Vereinigten Staaten): Peru behielt das umstrittene Territorium, räumte jedoch den einen Quadratkilometer großen Militärposten Tiwinza. Ecuador darf das Gebiet dieses Postens privatrechtlich nutzen, Peru behält allerdings die Souveränität.

Im Juli 1996 setzte sich bei der Direktwahl für das Präsidentenamt der Kandidat der Zentrumspartei Abdala Bucaram Ortiz gegen Jaime Nebot Saadi von der Christlich-Sozialen Partei (PSC) durch. Die Wirtschaftspolitik des bisherigen Präsidenten Sixto Durán Bellén war von beiden Präsidentschaftskandidaten kritisiert worden. Darüber hinaus war dessen Amtsperiode durch zahlreiche Korruptionsskandale gekennzeichnet; in diesem Zusammenhang kam es zur Amtsenthebung des Vizepräsidenten. Nach einer Regierungskrise wurde im Februar 1997 Fabian Alarcon zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Die Präsidentschaftswahl vom Juli 1998 konnte der Christdemokrat Jamil Mahuad mit circa 53 Prozent der Stimmen für sich entscheiden. Sein Gegenkandidat Alvaro Noboa erhielt etwa 47 Prozent.